Kaufen statt Mieten war gestern. Und das, obwohl die Kaufpreise sinken – mittlerweile liegen die Quadratmeterpreise nur noch bei zwei Drittel der Münchner Wohnungen über 7000 Euro. 2022 waren es noch über 90 Prozent, weiß Stephan Kippes vom Immobilienverband Süd (IVD). Bei der Vorstellung der aktuellen Studie des IVD zur Entwicklung der Kauf- und Mietpreise in München, Augsburg, Rosenheim und Ingolstadt spricht er von einem „fulminanten Rückgang“ der Immobilienumsätze.
In München haben sie sich von 2021 auf 2022 halbiert. Die Gründe dafür sind vielfältig: Kippes nennt zum einen die stark gestiegene Inflationsrate, die 2022 bei 6,9 Prozent lag. Das veranlasste die Zentralbanken zum Gegensteuern: sie vervierfachten die Hypothekenzinsen auf über vier Prozent, was potenzielle Eigenheimkäufer dazu bewog, doch lieber noch länger in ihrer Mietwohnung zu bleiben. „Selbst wenn die Frau schwanger ist, bleiben viele noch in der Zwei-Zimmerwohnung, weil ihnen auch sonst die Situation zu unsicher ist“, so Kippes. Es fehlten verlässliche politische Rahmenbedingungen. So seien im November plötzlich etliche staatliche Zuschüsse wegen des Haushaltslochs beim Bund weggefallen.
Zudem werden auch immer mehr bereits genehmigte Bauvorhaben nicht realisiert. Oft wird es den Bauherren zu teuer, Fachkräfte fehlen oder die Wohnungen verkaufen sich schlecht. In Augsburg zum Beispiel ist die Baufertigstellung um ein Drittel gesunken. Dadurch erhöht sich der Druck auf den Mietmarkt auch dort weiter, zumal viele hier hingezogen sind, weil sie in München nichts gefunden haben. Die Anzahl der Pendler aus Augsburg lag im vergangenen Jahr bei 10 000 und wächst stetig. Auch aus Ingolstadt und Rosenheim pendeln mehrere tausend Leute täglich in die Landeshauptstadt. Obwohl die Mieten überall steigen, liegen sie mit knapp zwölf Euro in Augsburg, gut 13 in Rosenheim und unter zehn in Ingolstadt weit unter der Münchner Durchschnittsmiete von etwa 20 Euro pro Quadratmeter. mm