Ein Flaschenhals und ein potenzieller Unfallschwerpunkt mit Ansage – so bewertet der Perlacher Bezirksausschuss (BA) die Um- und Ausbaupläne für die Carl-Wery-Straße. Die Stadt „weigert sich hier zu planen“, lautet die Kritik von Grünen-Sprecher Werner Nüßle. Für BA-Chef Thomas Kauer (CSU) ist das Ganze einfach „unvollendet“.
Es ist in erster Linie der Bereich an der Kreuzung mit der Arnold-Sommerfeld- und Rotkäppchenstraße, der dieses vernichtende Urteil auslöst. Denn an den anderen Abschnitten der Carl-Wery-Straße haben die Stadtteilpolitiker eigentlich gar nichts auszusetzen.
Zwischen dem U- und S-Bahnhof Neuperlach-Süd und der Kreuzung soll der grüne Mittelteiler zur Busspur umgebaut werden – mit der Option, die Trasse vielleicht mal für eine Stadt-Umland-Bahn zu nutzen (deren Umsetzung aber weiterhin völlig ungewiss ist). Grünstreifen mit vielen neuen Bäumen sollen die Busspur von den Fahrstreifen trennen, daneben dann Parkbuchten sowie breite Rad- und Gehwege.
Im Abschnitt zwischen Therese-Giehse-Allee und Arnold-Sommerfeld-Straße sollen es bis zu vier Fahrstreifen plus Busspur werden. Im weiteren Verlauf bis zur Stadtgrenze ist dann aber nicht mehr so viel Platz da. Nicht mal der Gehweg kann hier „mangels Flächenverfügbarkeit“ auf beiden Seiten weitergeführt werden. Die Carl-Wery-Straße wird hier einspurig pro Richtung geführt werden, auch der Bus muss wieder in den Individualverkehr einfädeln.
Diese Schnittstelle soll per Ampel geregelt werden. Angesichts der zunehmenden Nachverdichtung Waldperlachs, einem Neubauviertel am Otto-Hahn-Ring, Berufsschule und Boardinghaus mit Einzelhandel, einer neuen P+R-Anlage mit 770 Stellplätzen, den Plänen für einen künftigen U-Bahnbetriebshof und den Bauabsichten für ein Parkhaus für knapp 4000 Fahrzeuge an der Arnold-Sommerfeld-Straße sieht der BA dort ein Chaos aufs Viertel zukommen.
„Im schlimmsten Fall droht bei geschlossener Bahnschranke ein Rückstau von der Arnold-Sommerfeld- bis auf die Carl-Wery-Straße“, so Kauer. „Es rächt sich bitterlich, dass in Neuperlach-Süd seit Jahren zwar immer neue Projekte geplant und umgesetzt werden, allerdings ohne Gesamtüberblick.“
Es sei schwierig, ständig neuen Einzelprojekten zuzustimmen, ohne mal eine Komplettübersicht von der Stadtplanung zu erhalten, schimpft auch Nüßle. Der Bezirksausschuss fordert daher bis Ende des Jahres Nachbesserungen wie Grundstücksankauf und ein besseres Konzept für den Problem-Knotenpunkt.
Denn der Aus- und Umbau der Carl-Wery-Straße soll erst ab dem zweiten Quartal 2025 erfolgen – wenn der Stadtrat dem denn so zustimmt. Ab Mitte 2024 sind erst einmal nur notwendige Arbeiten zur umfangreichen Spartenverlegung geplant.