Wie das Landeskriminalamt (LKA) gestern mitteilte, wurde bereits im Dezember im Bogenhauser Herzogpark bei einem Mann erstmals in Bayern Carfentanyl gefunden – eine Droge, die 7500 Mal stärker ist als Morphin. Der 54-jährige Iraner hatte den Stoff nicht in Reinform bei sich, er war dem Heroin beigemischt, das man bei ihm fand.
Carfentanyl ist wegen seiner starken Wirkung extrem gefährlich. „Die schmerzlindernde und euphorisierende Wirkung setzt schnell ein“, beschreibt das LKA, gleichzeitig bestehe ein „unkalkulierbares Risiko der Überdosierung“, es komme zu Atemdepression und Atemlähmung. „Experten nennen Fentanyle die tödlichste Droge der Welt“, sagt BKA-Sprecher Ludwig Waldinger. Berichte von Konsumenten auf einschlägigen Internetportalen klingen ähnlich. „Furchtbarer Entzug und extrem schnelle Gewöhnung schon in einer halben Stunde. Wer danach süchtig ist, ist eine arme Sau!“, liest man da etwa. Oder: „Bitte nehmt es nur, wenn ihr Heroin gewöhnt seid!“ Carfentanyl sei so stark, dass es eigentlich nur zur Betäubung von Elefanten und Nashörnern verwendet wird, nicht aber in der Humanmedizin, ergänzt das LKA in seinem Bericht.
Warum Drogenabhängige Carfentanyl, das mit 15 bis 30 Minuten extrem kurz wirkt, überhaupt konsumieren, erklärt Florian Hirschauer von der Polizei München: „Die Konsumenten kaufen den Stoff nicht absichtlich. Fentanyl und sein Derivat Carfentanyl sind billiger herzustellen als Heroin. Es streckt das Heroin und erhöht das Suchtpotenzial. Da geht es um Herstellungskosten und Abhängigkeit des Kunden.“
In Deutschland wurde Carfentanyl erstmals 2016 sichergestellt. Damals schnappte die Polizei ein Trio in Nordrhein-Westfalen, das über das Darknet (ein schwer zugänglicher Bereich des Internets) mit Fentanyl und Carfentanyl gehandelt hatten. Sie besaßen 250 Gramm – dabei „kann schon der Hautkontakt mit wenigen Milligramm zu einer schweren Vergiftung führen“, warnt LKA-Mann Waldinger.
Als Modedroge stuft das Bundeskriminalamt Carfentanyl noch nicht ein. Die Europäische Drogenbeobachtungsstelle EMCDDA meldete allerdings schon mehrere Dutzend Todesfälle, etwa in Belgien, Schweden und Großbritannien.