Kampf um die Kronjuwelen

von Redaktion

Signa Prime: Jetzt geht es um erste Verkäufe

VON NADJA HOFFMANN

Manche Häuser sind wahre Schmuckstücke, andere zählen zum Tafelsilber und dann gibt es noch Gebäude, die nur wegen ihres Standorts so richtig schön funkeln. René Benko war ein Immobilien-Sammler, der seine Schatzkiste in ganz Europa und New York gefüllt hat. Der Inhalt ist noch alles, was nach dem Zusammenbruch des Signa-Imperiums geblieben ist. Wenn man so will, geht es am Sonntag in Wien jetzt um die Kronjuwelen. Nach der Pleite der Luxus-Immo-Sparte Prime entscheiden die Gläubiger über das Sanierungskonzept für die Zukunft. Dabei geht es um unfassbare rund 4,5 Milliarden Euro Schulden und eben auch die wichtigsten Signa-Gebäude in München.

Unter dem Dach der Prime sind nämlich das Luxuskaufhaus Oberpollinger, die Alte Akademie und der Hertie am Bahnhofplatz zu finden. Die große Frage: Werden diese Gebäude verkauft oder nicht?

Grundsätzlich gilt, dass es die Signa Prime, die Ende Dezember pleitegegangen ist, auch in Zukunft geben soll. Das Insolvenzverfahren läuft in Eigenverwaltung. Dabei reden die Signa-Vorstände genauso mit wie der Insolvenzverwalter, Rechtsanwalt Norbert Abel. Gemeinsam wurde in den vergangenen Wochen geschaut: Wie viele Gebäude aus dem Prime-Bestand gilt es zu verkaufen, um die Gläubiger teils auszuzahlen und dann weitermachen zu können? Heißt konkret: Zumindest 30 Prozent der Schulden, also rund 1,35 Milliarden Euro müssen schon in den nächsten zwei Jahren zurückgezahlt werden.

Was weg muss und was bleibt, soll jetzt entschieden werden. Laut der österreichischen Zeitung „Der Standard“ will die Prime etwa am Prestigeprojekt Elbtower in Hamburg festhalten. Gleiches gelte für das Kaufhaus-Projekt Lamarr in Wien oder das Palazzo Hotel Bauer in Venedig. Von anderen Vorzeige-Adressen will sich die Signa trennen. Und das wohl so schnell wie möglich.

So lässt sich erklären, dass der Verkauf eigentlich schon begonnen hat. Wie berichtet, trennt sich die Prime als Erstes von einer prall gefüllten Schmuckschatulle mit der Aufschrift „Signa Prime Assets GmbH“. Darin unter anderem: das Kaufhaus Tyrol, Bereiche des Goldenen Quartiers in Wien, das Nobelhotel Park Hyatt und das Gebäude des österreichischen Verfassungsgerichtshofs.

Das alles kommt nun im Paket auf den Markt. Zum strukturierten Verkauf, der am Dienstag begonnen hat, sagt Abel: „Er ist ein wesentlicher Bestandteil des Sanierungskonzeptes der Signa Prime Selection.“ Ist ein solches Paket auch für München denkbar? Und sollen bei uns überhaupt alle drei Prime-Objekte veräußert werden?

Da das Insolvenzverfahren nicht-öffentlich ist, gibt es zu diesen Fragen erst mal keine offiziellen Antworten. Die nächsten Wochen werden spannend. Zumal Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ja schon „demnächst“ mit einer Lösung für die Alte Akademie rechnet.

Das nun der Ausverkauf beginnt und seine Schatzkiste geplündert wird, dürfte für Benko besonders bitter sein. Denn im ersten Paket sind Projekte, die für Meilensteine in seiner Karriere stehen. Mit dem Goldenen Quartier konnte er als gerade mal 27-Jähriger Fuß in der obersten Immobilien-Liga in Wien fassen. Der Umbau des Kaufhaus Tyrol in seiner Heimat Innsbruck war 2010 der erste Schritt ins Handelsgeschäft.

Seitdem ist viel passiert. Laut dem „Standard“ soll Benko gern erzählt haben: Nur der Papst und das englische Königshaus würden schönere Immobilien besitzen als er. Mit dem Unterschied, dass die beiden ehrwürdigen Institutionen ihre Kronjuwelen nie verscherbeln mussten.

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