Dieses Graffito gibt es gar nicht

von Redaktion

Ein Phänomen in der Welt der Desinformation: Kahle Häuserwände in München müssen derzeit für prorussische Propaganda herhalten. In sozialen Medien tauchen immer wieder Fotos vermeintlicher Graffitis auf, die den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in ein schlechtes Licht rücken. Doch die leeren Fassaden sind in Wirklichkeit gar nicht beschmiert worden.

So zeigt zum Beispiel ein Graffito ein schwarz-weißes Konterfei des ultrakonservativen US-Fernsehjournalisten Tucker Carlson mit gestrecktem Mittelfinger in Richtung US-Präsident Joe Biden. Eine Aufnahme der so bemalten Hauswand geisterte Anfang Februar durch soziale Medien. Der Ort, an dem das Foto angeblich entstand: vor der ukrainischen Botschaft in Berlin.

Allein: Alles daran ist gelogen. Das Mehrparteienhaus auf dem Foto steht nicht in der deutschen Hauptstadt, sondern in München. Und auch das vermeintliche Graffito gibt und gab es dort überhaupt nicht. Reporter der Deutschen Presse-Agentur (dpa), die sich an der entsprechenden Straßenecke im Stadtteil Giesing umsahen, stießen auf eine unbefleckte Wand. Durch Dreck in den Fugen wurde ein frischer Anstrich oder eine kürzliche Reinigung ausgeschlossen.

Für Pia Lamberty vom Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS), ist die Verbreitung erfundener Graffitis keine Überraschung. „Fälschungen können eine simple Möglichkeit sein, um bestimmte Positionen zu verstärken“, sagt die Co-Geschäftsführerin des Instituts, das sich unter anderem mit Desinformation und Verschwörungstheorien im Netz beschäftigt. mm/F.: x, DPA

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