Es passierte an einem Montag, kurz nach der Tagesschau. Simone L. schaute auf dem Sofa fern, als ihr Handy klingelte. Auf dem Display sah sie eine ihr unbekannte Handynummer. Sie ging ran. Am Apparat: Ein Mann, der sich als Polizist ausgab. Sie war skeptisch, fiel aber trotzdem auf seine Masche rein. Denn: Der Unbekannte redete Bairisch – und hörte sich für sie daher auch vertrauenswürdig an. Tags drauf übergab sie den Betrügern 20 000 Euro Bargeld und Schmuck.
„Der größte Fehler meines Lebens“, erklärte die heute 64-Jährige am Montag bei einer Pressekonferenz der Polizei. Der Anlass: Die Beamten erklärten, wie sie Betrüger stoppen und Bürger warnen wollen – und wie Simone L. ihr Geld zu guter Letzt doch noch wiederbekam.
Damals war sie aber stundenlang nervös: Besorgt um ihr Geld, aber sie fühlte sich halt gleichzeitig durch die falschen Polizisten auch sicher. „Lachen Sie mich bitte nicht aus“, sagt sie gestern, als sie ihren skurrilen Fall schildert. Ja, die Scham darüber, hereingelegt worden zu sein, scheint noch präsent zu sein. Damals erklärte ihr der falsche Beamte, man habe Einbrecher geschnappt. Und bei diesen habe man eine Liste gefunden, auf der ihr Name stehe. Er machte ihr klar: Die Einbrecher haben es vielleicht auf ihr Hab und Gut abgesehen. Er wollte auch über ihre persönlichen Details sprechen – da wurde sie skeptisch und sagte dem Mann das auch.
Der gab sich verständnisvoll, lobte ihr Misstrauen sogar und erklärte, er leite sie an den Notruf weiter. Aber in Wahrheit landet sie bei seinem Komplizen, der mit bairischem Akzent fragte: Wollen Sie der Polizei helfen? Simone L. weiß genau, wie das war. „Er ist auf mich eingegangen.“ In dem Glauben, dem Mann vertrauen zu können, erzählte sie ihm von den 20 000 Euro auf ihrem Girokonto. Sie glaubte, die Polizei wolle sie davor bewahren, bestohlen zu werden.
An dem Abend überredeten die Täter sie nicht, Geld abzuheben. Das passierte erst beim zweiten Anruf am nächsten Vormittag. Dann übergab sie es – und den Schmuck – einem Abholer, der sich als Polizist in zivil ausgab. „Und ich dachte, sicherer kann ich mich nicht fühlen.“ Erst als abends die echte Polizei bei ihr klingelte, bemerkte sie den Betrug.
Denn die gute Nachricht ist: Die Polizei schnappte den Abholer. „Es gab laufende Ermittlungen zu den Tätern“, sagte Thomas Schedel, Chef des Kommissariat 61 (Vermögensdelikte). Und Sprecher Christian Drexler ergänzt: Der Täter aus dem Kreis Rosenheim sei für drei Jahre und acht Monate in Haft gelandet. Er habe einer Betrügergruppe angehört, deren Callcenter in der Türkei zerschlagen worden sei.
Telefon-Betrüger werden die Beamten sicher auch weiter beschäftigen. Denn solche Fälle seien „nach wie vor Schwerpunkt-Thema der Münchner Polizei“, sagte Polizeipräsident Thomas Hampel. Auf die „perfiden Maschen“ könne jeder reinfallen. Daher läuft bis Freitag auch die bayernweite Präventionsaktion mit der über falsche Polizisten und andere Betrugsmaschen aufgeklärt werden soll (siehe Kasten).