Trauer um die Tram-Legende

von Redaktion

VON JULIAN LIMMER

Seine tiefe, markante Stimme haben viele Münchner schon mal gehört, oft unbewusst. Der Mann dahinter war so etwas wie eine Legende des öffentlichen Nahverkehrs. Klaus-Peter Malchow lieh seine Stimme unzähligen Sonderdurchsagen wie Baustellen-Infos für Münchner U-Bahnen, Busse und Trams – mit „bairischem Touch oder auf Englisch mit schottischem Einschlag“, wie sein langjähriger Kollege Markus Weichselsdorfer (69) sagt. Auch der Mensch hinter der Stimme war als Trambahnfahrer eine kleine Berühmtheit: Ob mit roter Elchmütze in der beliebten Christkindltram, die er mit initiiert hatte, oder als begnadeter Tramlenker mit kernigen Sprüchen – Klaus-Peter Malchow blieb im Gedächtnis. Nun ist die Tram-Legende im Alter von 59 Jahren an Krebs verstorben.

Bei seiner Familie, seinen Freunden und der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) hinterlässt sein Tod „ein großes Loch“, sagt sein Kollege. Mit 21 Jahren stieß Malchow bereits zur MVG, oft wurde er damals als der jüngste Tramfahrer Münchens betitelt. 38 Jahre lang arbeite er für das Unternehmen und lernte sogar seine spätere Ehefrau über seinen Job kennen – sie war ebenfalls bei der Stadt beschäftigt.

Die Straßenbahnen selbst waren für ihn mehr als ein Beruf: Das war Leidenschaft. „Tramfahren ist viel Routine, aber nie langweilig“, das sei ein Spruch von ihm gewesen, erinnert sich sein Onkel Herbert Hauke (69). Malchow selbst sagte mal im Merkur, dass ihm jedes Mal „das Herz aufgeht“, wenn er bei Sonnenaufgang seine Tram auf den Turm des Deutschen Museums zusteuere. Das ins Morgenlicht getauchte Bauwerk, einfach genial.

Doch nicht nur das Fahren, auch den Ratsch mit den Fahrgästen liebte er – vor allem sie mit seinem Humor zu unterhalten. Das tat er etwa in der Christkindltram: Darin legte er viele Jahre Weihnachtsklassiker auf und zog sich eine rote Mütze über. Und das, obwohl er selbst gar nicht so viel fürs Christkindl übrig gehabt hatte und sein Herz eher für Heavy-Metal-Musik schlug. Trotzdem passte das mit der weihnachtlichen Mission zusammen. „Er machte das einfach, weil er gerne gab“, sagt sein Onkel. Er wollte anderen eine Freude machen: „Und er war keinem Spaß abgeneigt.“

Am Christkindlmarkt schlüpfte er sogar in die Nikolaus-Rolle und verteilte Geschenke an Kinder. Auch privat verkleidete er sich ab und an, legte gerne einen schottischen Kilt an. Für das Land im Norden des Vereinigten Königreichs hatte er eine Faszination. Daher kam auch der leicht schottische Einschlag bei seinen englischen Durchsagen im Bus. Er reiste mehrmals in das Land – studierte mit „großer Ernsthaftigkeit“ die dortige Geschichte und Kultur. Und, wie sollte es anders sein, interessierte er sich auch für das dortige Nahverkehrssystem.

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