Das Kabinett von Markus Söder (CSU) ziehe seine Zustimmung zu dem Vorhaben zurück, heißt es in dem Brief des CSU-Politikers, der unserer Zeitung vorliegt. Der Staatsregierung missfallen die Stadtratsbeschlüsse vom Dezember. Der Freistaat habe als Eigentümer des Englischen Gartens die Stadt bei allen Planungen in den vergangenen Jahren konstruktiv begleitet, betont Herrmann. Im September 2017 habe das Kabinett dem Vorhaben dann zugestimmt, seine endgültige Entscheidung aber von den konkreten Planungen der Landeshauptstadt abhängig gemacht. Und die sind nicht nach dem Geschmack der Staatsregierung, weshalb nun „die Geschäftsgrundlage entfallen“ sei.
Herrmann geht mit seiner Kritik ins Detail: Die Trambahnstrecke lasse sich „nicht ohne massive, nicht denkmalverträgliche Eingriffe“ realisieren. „Geschäftsgrundlage war, dass die Planungen nicht über die Breite der Busstraße hinausgehen, um den Verlust an Denkmalsubstanz im Englischen Garten nicht unnötig zu vergrößern“, schreibt er. Stattdessen seien sie nun durchgängig rund 35 Prozent breiter. Dies führe zu einer Bodenversiegelung von etwa 3500 Quadratmetern. Ein denkmalverträglicher Bau sei damit nicht möglich, stattdessen müsse man mit „erheblichem Widerstand“ aus der Bevölkerung rechnen.
Zudem führt Herrmann Sicherheitsbedenken ins Feld: Es gebe ein erhöhtes Gefährdungspotenzial für Bürger, die die Bahntrasse zu Fuß queren oder mit dem Fahrrad befahren. „Schutzmaßnahmen wie Gitter und Umlaufsperren wären jedoch wiederum mit noch größeren Eingriffen und Behinderungen verbunden.“
Fazit: „Angesichts der herausragenden Bedeutung des Englischen Gartens als Gartendenkmal für die Stadt München und auch für den Freistaat Bayern lehnt die Bayerische Staatsregierung eine Tram durch den Englischen Garten daher ab.“
Der Stadtrat und OB Reiter (SPD) hatten im Dezember beschlossen, dass die Straßenbahnlinie den Englischen Garten auf einer Länge von 800 Metern durchqueren soll – mit Akkuantrieb, also ohne Oberleitung. Die Trasse sollte dort verlaufen, wo im Moment schon Busse fahren. Diese würden dann durch die Bahn ersetzt. Ende 2025 sollte Baubeginn sein, die erste Fahrt war für Ende 2028 geplant. Insgesamt sollte die sogenannte Nordtangente eine rund 13 Kilometer lange Verbindung zwischen Neuhausen und Bogenhausen schaffen.
Schon die CSU/FW-Fraktion im Münchner Stadtrat hatte gegen die Pläne gestimmt. Mit ähnlichen Argumenten, die nun – sicher nicht zufällig – auch die Staatsregierung vorbringt. Im Stadtrat hatte die CSU auf kostengünstigere Alternativen verwiesen, beispielsweise elektrisch betriebene Gelenkbusse.