Stillstand beim viergleisigen Bahnausbau im Nordosten

von Redaktion

Reaktion in Berlin ist entscheidend für weiteres Vorgehen – Umstrittene Tramwendeschleife kommt nur temporär

Die von der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) geplante Tramwendeschleife in Johanneskirchen wird wohl gar nicht auf Dauer bleiben. Das umstrittene Projekt soll später wieder zurückgebaut werden. Das berichtete nun Norbert Barth, zuständiger Projektleiter für DB-Großprojekte in Süddeutschland, im Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen am Rande einer Präsentation für die Bahnpläne im Münchner Nordosten.

Beim geplanten viergleisigen Ausbau der Bahnstrecke zwischen Daglfing und Johanneskirchen ist jetzt erst mal Pause. „Momentan gibt es für die Weiterführung der Planung keinen Auftrag“, erklärte der Koordinator für Bahn-Infrastrukturprojekte im Münchner Osten, Michael Hatzel bei der Sitzung. Man sei jetzt am Ende der Vorplanung angelangt und habe wie vereinbart seine Unterlagen zur Bewertung an das Bundesverkehrsministerium (BMDV) und Stadt übergeben.

Bekanntlich bevorzugt die Stadt einen Tunnel auf der Strecke, während das BMDV nur oberirdisch als wirtschaftlichste genehmigungsfähige Variante von der Bahn bauen lassen will (wir berichteten). Wann und wie es jetzt weitergehe, sei unklar und hänge von der Reaktion in Berlin ab, so Hatzel gegenüber dem BA. „Das kann 2024, das kann 2025 sein.“ Bis zu einem Planfeststellungsverfahren dauere es also noch.

In die Entwurfsplanung werde man aber sicherlich mit neuen Zugzahlen gehen, so die Bahnvertreter. Schließlich soll Mitte dieses Jahres eine neue Prognose vorliegen für die Strecke, die Teil der Trasse zwischen den Häfen im Norden und dem Brennerbasistunnel ist. „Aber wir kennen die Verkehrszahlen noch nicht.“ Bislang war für München immer auf Basis der für 2030 prognostizierten Zugzahlen für Personen- und Güterverkehr aus dem aktuellen Bundesverkehrswegeplan geplant worden, obwohl es für den Brenner-Nordzulauf längst eine Prognose bis 2050 mit deutlich höheren Werten gibt.

Barth verriet bei der Präsentation der abgeschlossenen Feinplanung für den Gleisabschnitt einige interessante Details. So werde sicher nur die Express-S-Bahn zum Flughafen hier mit Tempo 140 fahren können. Die Geschwindigkeit sei ansonsten wegen der Haltestellen nicht zu erreichen. Der Güterverkehr soll 120 Stundenkilometer schnell werden. Zudem soll es Weichen zwischen den Güter- und S-Bahn-Gleisen geben, um im Störungsfall die S-Bahn auf Güterzuggleisen fahren lassen und so die Flughafen-Verbindung aufrechterhalten zu können.

Für die drei S-Bahn-Stationen Johanneskirchen, Englschalking und Daglfing werde es Mittelbahnsteige geben, da die S-Bahn zwischen den Gütergleisen verkehren wird. Beim Tunnel würden alle Haltestellen unterirdisch liegen. Die Bahnübergänge an der Brodersen- und Daglfinger Straße werden bei der ebenerdigen Variante durch Unterführungen ersetzt. „Die Schranken und Staus sind dann Geschichte.“ In Englschalking könnte zudem ein Kreuzungsbauwerk für die mögliche Verlängerung der U4 gleich miteingebaut werden.

Zur Tramwendeschleife erklärte Barth, dass diese von der Bahn wieder zurückgebaut werde. Für rund 60 Millionen Euro will die MVG zwischen der Cosimastraße und dem S-Bahnhof Johanneskirchen auf etwa 700 Metern in den nächsten Jahren eine Straßenbahntrasse samt Wendeschleife als Teilstrecke der künftigen Tram-Nordtangente bauen. Anwohner wehren sich dagegen. Im günstigsten Fall könnte die Tram Anfang 2027 in Betrieb gehen. Später soll sie ins Gebiet der Stadtentwicklungsmaßnahme (SEM) im Nordosten fahren. CARMEN ICK-DIETL

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