Tram-Aus: Wut im Rathaus

von Redaktion

Wie berichtet, hatte die Staatsregierung ihre Zustimmung für das Projekt zurückgezogen, da die neue Trasse viel breiter ausfallen würde als ursprünglich gedacht. OB Reiter zufolge hätte das Kabinett jahrelang ausreichend Zeit gehabt, Farbe zu bekennen. „Das wäre aufrichtig gewesen und hätte dringend benötigte Personalressourcen für andere Projekte freigegeben und immense Planungskosten gespart.“ Ähnliche Worte auch von Grünen-Bürgermeister Dominik Krause: „München versinkt im Stau, gleichzeitig torpediert die CSU wichtige ÖPNV-Projekte, die unsere Straßen entlasten sollen.“ Nach dem Debakel um die zweite Stammstrecke sei das ein weiteres trauriges Kapitel verfehlter Verkehrspolitik der CSU. „Die Entscheidung zeigt einmal mehr, dass es Markus Söder nur noch um Schikane geht und nicht mehr um ein konstruktives Miteinander.“

Es sei enttäuschend, dass die CSU das durch Ministerpräsident Seehofer gegebene Versprechen kassiere und Parteipolitik zulasten der Münchner mache, ergänzt SPD-Stadtrat Nikolaus Gradl. Grünen-Chefin Mona Fuchs sagte: „Dieses Verbot ist ein Rückschlag für die Verkehrswende in München.“ Ihre Partei hat am Mittwoch einen Dringlichkeitsantrag gestellt, der Landtag soll Söders Verbot kippen. Unterstützung erhält der Landesvater freilich aus den eigenen Reihen.

„Grün-Rot erlebt ein Tram-Trauma nach dem anderen“, sagt Münchens CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl. „Nach dem Planungs-Desaster in Johanneskirchen ist jetzt auch der zentrale Teil der Nordtangente gescheitert.“ Wie berichtet, hatte die Regierung von Oberbayern die Vorarbeiten für den Abschnitt Johanneskirchen auf Eis gelegt, weil die Trasse noch nicht final genehmigt ist (siehe Text unten). CSU-Stadträtin Veronika Mirlach sagte: „Die dilettantische Stückel-Planung muss ein Ende haben.“ Ihre Fraktion beantragte am Mittwoch daher einen sofortigen Stopp des Projektes sowie eine Neuplanung. Das wünscht sich auch die FDP: „Es war Leichtsinn, stur an der Wunschlösung festzuhalten und keine Alternativen zu bedenken“, sagt Stadtrat Fritz Roth. Nun soll auch die Variante mit einem Tunnel wieder aufs Tapet.

Die Gartentram ist schon lange umstritten, selbst altgediente Mandatsträger treibt sie noch um. Ex-Minister Wolfgang Heubisch (FDP) sagt: „Seit vielen Jahren bin ich gegen die Monstertram. Das wäre eine weitere Wunde gewesen, die nicht mehr verheilt wäre.“

VON SASCHA KAROWSKI

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