In München steht ein Hofbräuhaus – und in der Wüste auch. Dieses Jahr wird der weltweit einzige originalgetreue Nachbau des berühmten Münchner Wirtshauses in Las Vegas 20 Jahre alt.
Chef und Gründer Stefan Gastager (60) überlässt in der Glücksspielmetropole nichts dem Zufall: Die Bürgermeisterin von Las Vegas zapfte beim Festakt ein echtes Hofbräu-Holzfass mit fünf Schlägen an, auf ein beherztes „Prosit der Gemütlichkeit“ folgte ein großer Schluck aus echten Münchner Masskrügen mit Bier aus München.
Gastager, ein gebürtiger Garchinger, fasste seinen tollkühnen Plan im Jahr 1999. „Ich wollte die bayerische Gemütlichkeit und Tradition nach Las Vegas bringen“, sagt er im Gespräch mit dem Münchner Merkur. Doch bis zu Eröffnung am 31. Januar 2004 war es ein weiter Weg. Der Visionär, der schon Formel-1-Rennmotoren baute und für BMW in Malaysia tätig war, musste hohe Hürden überwinden. Politiker und Polizei prüften ihn auf Herz und Nieren. Die Verhandlungen wurden live im amerikanischen Fernsehen übertragen – bis er endlich seine Schanklizenz bekam.
Über zwölf Millionen Dollar investierte der findige Wahl-Amerikaner in den authentischen Nachbau. „Wir haben allein 75 000 rote Biberschwanz-Dachziegel aus Deutschland liefern lassen.“ Die handbemalte Decke der „Beer Hall“ ist dem Mutterhaus perfekt nachempfunden. Und wer im Biergarten speist, wähnt sich dank eines künstlichen Firmaments unter weiß-blauem Himmel. „Wir hatten schon Gäste aus München da, die in der Schwemme saßen, und ganz vergessen haben, dass sie eigentlich in Las Vegas sind. Das ist das größte Kompliment für uns.“
Doch anfangs gab es viele Skeptiker: nur eine Biermarke im Ausschank? Kein amerikanisches Essen? Man soll sich zu fremden Leuten an den Tisch setzen? Heute schunkeln glückliche Gäste Arm in Arm zu bayerischer Blasmusik. „Wir haben es geschafft. Mittlerweile gibt es einen offiziellen Hofbräuhaus-Las-Vegas-Tag, der am 31. Januar gefeiert wird.“
Der Slogan „German engineered taste in every stein!“ („Deutscher Geschmack in jedem Krug!“) überzeugt Bierfans weltweit. International gibt es mehr als ein Dutzend Hofbräuhäuser (darunter in Thailand, Brasilien und China), aber eben nur eine originalgetreue Abbildung des Traditionshauses am Platzl.
Im Jahr wird im Hofbräuhaus Vegas eine Viertelmillion Liter Bier getrunken, darunter saisonabhängige Sorten wie Maibock oder Oktoberfestbier. 23 Dollar (gut 21 Euro) kostet die Mass – „was billig ist für Vegas“.
Auch das Essen ist original – mit Ausnahmen: Das Hendl kommt mit Soße, sonst wäre es den Amerikanern zu trocken. Die Bratwürste sind größer, die kleinen Nürnberger Rostbratwürstl kenne man nur als „breakfast sausage“ – also zum Frühstück. Und die wohl größte kulinarische Kluft: Die Weißwurst wird gegrillt, nicht im Wasser erhitzt.