Eine Marke voller Geheimnisse

von Redaktion

Jetzt hat auch Augustiner ein alkoholfreies Bier – Was die Brauerei so besonders macht

VON MATTHIAS BIEBER

Beim „August“, wie die Augustiner-Fans das Vollbier liebevoll nennen, gehen die Uhren ja ein bisserl anders als bei den anderen großen Münchner Kollegen. Doch nun springt auch die 1328 gegründete Brauerei auf den (Flaschen-)Zug auf: Sie kredenzte gestern ihr erstes alkoholfreies Helles – und damit die erste neue Sorte seit stolzen 38 Jahren.

Man muss mit der Zeit gehen, denn seit Jahren geht der Bierkonsum in Deutschland zurück – und alkoholfreie Varianten liegen im Trend. Der erste Geschmackstest zeigt: Das Augustiner ohne Alkohol kann mit dem „richtigen“ Hellen durchaus mithalten. Es besticht durch eine hopfige Note und hat einen wirklich Augustiner-typischen Geschmack.

Der ist die Grundlage für den Mythos Augustiner – viele bezeichnen es als Gipfel der Münchner Biere. Bei der Brauerei ticken die Uhren noch ein bisserl anders. Wir erklären den Mythos.

Die Ältesten

Von den Münchner Brauereien ist Augustiner die älteste, benannt nach dem Kirchenvater Augustinus (354–430 n. Chr.). Im Jahr 1328 begannen die Augustinermönche mit dem Bierbrauen in ihrem Kloster nahe der Frauenkirche. Areal und Lage entsprachen so ziemlich dem heutigen riesigen Polizeipräsidium an der Ettstraße. Die Hallenkirche des Augustinerklosters war bis zur Fertigstellung des Doms der größte Sakralbau der Stadt. Die Mönche belieferten die Wittelsbacher Herzöge mit ihrem Bier. Aus damit war’s 1589, als das Hofbräuhaus gegründet wurde.

Die Urigsten

München hat eine Menge schöner Bier-Tempel wie das Hofbräuhaus oder das Weiße Bräuhaus im Tal. Doch ein wahres Kleinod ist das Bräustüberl direkt an der Augustiner-Brauerei an der Landsberger Straße. Hier hat es das Bier praktisch nur ein paar Meter weit ins Glas. Die herrliche Ziegeldecke, die schönen Säulen: ein Traum wie auch die herrliche Brauerei von 1883. Als Geheimtipp lockt am Ende des Saals eine Treppe hinauf zu einer weitgehend unbekannten Dachterrasse. Eine andere Welt. Herrlich. Und viel ruhiger.

Die Werbefreien

Keine TV-Werbung. keine Radio-Spots, keine Plakate: Die Augustiner-Brauerei verweigert sich seit eh und je hartnäckig der gängigen Werbe-Maschinerie. Und ist auch deshalb ein Stück Kult geworden, als ob sie sagen wollte: Wir investieren lieber in Qualität. Dazu gesellen sich die beiden weiteren Eckpfeiler Tradition und Regionalität. Die Direktverträge werden langfristig mit regionalen Gersten- und Hopfenbauern abgeschlossen. Der Gipfel des Marketings sind somit neben den Flaschen-Etiketten die Biertragl – vor allem Vollbier, seltener Edelstoff.

Die Unabhängigen

Aus’braut is für die Mönche – 1803 in Folge der Säkularisation. Erst wurde die Brauerei staatlich, ab 1829 übernahm der Freisinger Anton Wagner den Betrieb. Seitdem ist Augustiner bürgerliche Privatbrauerei. Schicksalhaft ist das Engagement der Erbin Edith Haberland-Wagner (1899–1996), die die Brauerei 1996 in eine Stiftung umwandelte. Seitdem ist diese Mehrheitseigentümerin und garantiert den Erhalt der Brauerei als letzte große Privatbrauerei der Stadt. Seit 2013 ist Catherine Demeter Erste Vorständin der Edith-Haberland-Stiftung.

Die Holzfass-Tradition

Lebt denn das alte Holzfassl noch? Es lebt, und wie! Augustiner ist die einzige Brauerei, die auf der Wiesn noch immer aus den alten Fässern ausschenkt. Internationalität ist der Brauerei ziemlich wurscht – während andere in die USA und in den Fernen Osten exportieren, behält sich die Augustiner-Brauerei vor, kaum über den bayerischen Gläserrand hinauszuschauen. Aus eigener Erfahrung kann der Autor berichten, dass gerade die Berliner auf unseren August stehen.

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