Escada-Erbin tot in ihrer Wohnung

von Redaktion

Herzversagen: Unternehmer Sven Ley trauert um seine Schwester Karin Srb

VON ULRIKE SCHMIDT

Die Schock-Nachricht er-reichte den Escada-Erben und Unternehmer Sven Ley (49) auf seiner Geschäftsreise von London in die USA: Seine Halbschwester Karin Srb (67) wurde am Sonntag tot in ihrer Bogenhausener Wohnung aufgefunden. „Niemand wusste zuerst, was passiert ist“, sagt der hörbar bewegte und trauernde Bruder – die beiden waren innig miteinander verbunden, sahen sich regelmäßig. Und sie zogen auch immer mal wieder geschäftlich an einem Strang, zunächst bei Escada, später dann mit einem gemeinsamen Kunsthandel.

Die Obduktion brachte schließlich am Dienstag Klarheit: Karin Srb starb an Herzversagen. Die studierte Architektin, Designerin und Textilwirtin Karin Srb lebte allein; sie sammelte Kunst – Dutzende Bilder schmückten ihre Wohnung, und sie hatte eigentlich niemanden, der ihr ganz nahe stand, außer ihrem über alles geliebten kleinen Bruder, der inzwischen mit seiner Familie in London lebt und die internationale Hundefutter-Marke Rockster aufgebaut hat. Karin Srb betrieb derweil einen Online-Kunsthandel für moderne Kunst unter dem Namen Artsation – mit Sitz an der Pienzenauerstraße.

Sven Ley ist fassungslos: „Wir haben uns letzte Woche noch zum Abendessen in München gesehen – sie schien ganz happy zu sein!“ Es gab keinerlei Hinweise auf ein Problem.

Karin Srb ist die ältere Tochter von Escada-Gründerin Margaretha Ley, die mit nur 59 Jahren 1992 an Krebs starb. Die schwedische Modeschöpferin war auch Topmodel von Christian Dior in Paris, bevor sie als Chefdesignerin nach München kam und das nach ihrem Ehemann benannte Strickwarenunternehmen Srb leitete. Nach Srbs Tod heiratete sie 1974 den Münchner Unternehmer Wolfgang Ley (heute 86), mit dem sie die nach einem Rennpferd benannte Modelinie Escada – sportliche Eleganz gründete. Daraus entwickelte sich schließlich eines der berühmtesten Luxusmode-Häuser der Welt – mit einem Milliarden-Umsatz. Die langen Abendkleider schrieben Fashion-Geschichte genauso wie die sportlich-eleganten Schnitte der Tagesmode. Margaretha war die Chefdesignerin, Wolfgang Ley der Chef der Zahlen. Sein geschäftliches Geschick machte Escada zur internationalen Top-Marke, ja sogar zeitweise zum größten Damenmodeunternehmen der Welt.

Jahre nach dem Börsengang geriet das Unternehmen 1992 nach Rezessionswellen und Wechselkursschwankungen in die Krise – 2006 trat Wolfgang Ley als Vorstandsvorsitzender zurück. In der Folge entbrannte ein Wirtschaftskrimi mit Machtkämpfen, Management-Fehlern, plötzlichen Kursänderungen von Großaktionären und zunehmenden Verlusten. 2009 meldete Escada Insolvenz an.

An diesem Punkt wollten die Kinder Sven Ley und Karin Srb noch einmal das Ruder herumreißen, das Lebenswerk der Eltern retten, in dem sie selbst lange tätig waren: Eine Übernahme-Offerte von Sven und seiner Frau Zoe Appleyard-Ley, zusammen mit Karin Srb und neuen Investoren im Rücken, scheiterte schließlich am Angebot der indischen Großunternehmerin Megha Mittal – ehemals gute Londoner Freundin von Sven und Zoe. Ein bitterer Schlag.

Fortan ging es mit Escada immer noch weiter bergab, Investoren plünderten das Unternehmen und stürzten es ins Bodenlose. 2020 ging es wieder pleite. Escada war einmal das Lieblingslabel der Schönen und Reichen, eine Legende. Und die Leys mit Karin Srb die Lieblinge der Gesellschaft; überall dort, wo die beiden auftauchten, war sofort gute Laune – von St. Moritz über München bis New York! Jetzt herrscht Schockstarre und Trauer. Sven Ley plant die Beisetzung seiner Halbschwester für die Zeit nach Ostern.

In den sozialen Netzwerken trauern bereits langjährige Wegbegleiter, wie Heidi Ostburg, die für Escada die internationalen Fashion-Events geplant hat – mit großem Glamour und tollen Models. Alles nur noch Geschichte, und eine schöne Erinnerung an eine höchst lebhafte, beflügelte und kreative Frau.

Artikel 8 von 8