Große Trauer um Liselotte Vogel (†97)

von Redaktion

Sie schaute ihrem Mann noch einmal tief ins Gesicht, als sie bei seiner Trauerfeier von der Bühne geführt wurde. Sie hielt inne, blickte traurig das große Porträt des verstorbenen Hans-Jochen Vogel an – ein letzter Abschiedsgruß zweier Liebender. Knapp dreieinhalb Jahre ist es her, dass Liselotte Vogel ihren Mann, die SPD-Legende Hans-Jochen Vogel, zu Grabe trug. Nun ist die berühmte Witwe selbst im Alter von 97 Jahren verstorben. Das hat unsere Zeitung aus SPD-Kreisen erfahren. Gestern wurde sie in aller Stille in Bogenhausen beerdigt – im Familiengrab neben Hans-Jochen.

Die Unzertrennlichen (Foto) sind wieder vereint. Liselotte war knapp 50 Jahre mit dem früheren Oberbürgermeister (1960 bis 1972), Bundesminister und Kanzlerkandidaten verheiratet. Im Jahr 1972 hatten sich die beiden das Jawort gegeben. Sie heirateten nur kurze Zeit nach den großen Olympischen Spielen, die ohne Hans-Jochen Vogel wohl nie nach München gekommen wären. Kurz darauf wechselte Vogel in die Bundespolitik nach Bonn – Liselotte an seiner Seite. Doch die studierte Germanistin war nicht nur die Frau eines prominenten Politikers, sondern auch eine sehr emanzipierte und erfolgreiche Frau. Liselotte engagierte sich jahrelang ehrenamtlich für die Pfennigparade in München – und blieb bis ins hohe Alter publizistisch tätig. Vor 15 Jahren erschien ihr Buch: „Ich lebe weiter selbstbestimmt!“ Damals wohnte sie mit ihrem Ehemann bereits in der Seniorenresidenz Augustinum in München. Im Jahr 2006 waren sie dort gemeinsam eingezogen – in eine 81-Quadratmeter-Wohnung. Ein ganz bewusster Schritt. „Ich habe die Entscheidungen in meinem Leben immer eher vorweggenommen, als dass ich gewartet hätte“, sagte Liselotte Vogel einmal in einem Interview mit unserer Zeitung über den Entschluss, gemeinsam ins Altenheim zu gehen.

Im 26. Juli 2020 verlor sie dann ihren Ehemann. Bei der bewegenden Trauerfeier im Gasteig stand sie selbst auf der Bühne und verlas ergreifende, letzte Worte ihres verstorbenen Mannes: „Sorgen Sie dafür, dass Deutschland bleibt, wofür wir gekämpft haben“, zitierte sie ihn. Nun ist sie ihrem berühmten und geliebten Ehemann nachgefolgt. lim,ska/Foto: Lindenthaler

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