Übersicht ist das Stichwort für dieses Gespräch. Als Minister ist Markus Blume (49) für die großen Entwicklungen in Sachen Wissenschaft und Kunst zuständig. Als ranghoher CSU-Politiker ist er im Rennen um den Chefsessel im Rathaus als möglicher Kandidat für die Wahlen 2026 genannt worden. Und als Münchner hat er eine klare Meinung zu vielen Themen, die die Stadt bewegen. Das alles besprechen wir an einem Ort mit Aussicht: im Umadum-Riesenrad im Werksviertel. Abfahrt für eine Runde München.
Der Kampf ums Rathaus
2026 wird ein neuer Münchner Oberbürgermeister gewählt. Markus Blume ist mehrfach als CSU-Kandidat ins Spiel gebracht worden. Im Gespräch stellt er jetzt aber klar: Er steht dafür nicht zur Verfügung. Mit einem Lächeln sagt er: „Da würde ich es mit dem Ministerpräsidenten halten, nur eine Nummer kleiner: Mein Platz ist in Bayern, und zwar in München am Salvatorplatz und nicht im Rathaus.“
Denn, so Blume weiter: „Meine Aufgaben als Staatsminister für Wissenschaft und Kunst sind noch lange nicht erledigt. Und ich kann mir auch keinen schöneren Job vorstellen. Allein hier in der Stadt trage ich Verantwortung für zwei Exzellenzuniversitäten, erfolgreiche Hochschulen, Staatstheater von Weltrang und herausragende Universitätskliniken. Was will man mehr?“ Auf die Nachfrage, wer denn 2026 für die CSU ins OB-Rennen gehen solle, sagt er: „Die Auswahl ist da, wir haben einen gut gefüllten Talentschuppen. Der OB muss sich warm anziehen.“ Als mögliche CSU-Herausforderer von Amtsinhaber Dieter Reiter (SPD) gelten unter anderem Manuel Pretzl, Clemens Baumgärtner, Hans Theiss und Alexander Dietrich.
Wohnungsbau als Daueraufgabe
Der Wohnungsbau ist eines der wichtigsten Themen für München. Jedes Projekt, das bezahlbaren Wohnraum schafft, ist willkommen. Auf dem Gelände der ehemaligen McGraw-Kaserne entstehen derzeit rund 600 Wohnungen. Nachfrage: Ist das nicht zu wenig und zu spät? Minister Blume antwortet: „Ich sage: Das wird ein schönes Quartier! Im Übrigen ist Wohnraumschaffen eine Daueraufgabe.“ Und mit Blick auf die Stadtpolitik: „Ich wünsche mir dazu eine echte Stadtplanung. Beim Bauen geht es nicht nur um Quantität, sondern auch um Qualität. In anderen Städten gibt es zahllose Beispiele beeindruckender Architektur. Bei uns dagegen herrscht dieses langweilige Münchner Einerlei vor – à la quadratisch-praktisch-gut. Das Werksviertel ist eine leuchtende Ausnahme. Davon brauchen wir mehr in München!“
Die Apple-Strategie in der Maxvorstadt
In der Maxvorstadt entsteht ein Komplex, in den Apple einzieht. Das löst Freude aus, weil die US-Firma viel investiert – aber auch Kritik, weil da auch Wohnungen hätten entstehen können. Blume dazu: „Wir brauchen doch beides: Arbeitsplätze und Wohnraum. Wenn es die Chance gibt, eine Weltfirma wie Apple nach München zu holen, dann muss man sie ergreifen – und nicht wie der OB fordern, dass die erst mal Wohnungen bauen sollen.“
Es gebe zwar an vielen „Stellen eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Land und Stadt. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Weichen in München und Bayern unterschiedlich gestellt sind.“
Radwege behutsam planen
München will seinen Verkehr neu aufstellen – dazu gehören auch Ideen für die Ludwigstraße mit weniger Platz für Autos. Auf die Anmerkung, er sei kein Freund der Radwege an dieser Stelle, sagt Blume: „Falsch! Ich finde es nur nicht richtig, wenn man über unser historisches Erbe einfach hinwegbügelt und der Verkehrsideologie des Rathauses alles unterordnet.“
Denn, so der Minister: „Die Ludwigstraße ist ein Ensemble von europäischer Geltung, da muss man behutsam vorgehen. Ich kann nur dringend raten, dass die Stadt schnellstmöglich die Expertise des Landesamts für Denkmalpflege einholt. Das ist ja keine Verhinderungs-, sondern eine Ermöglichungsbehörde.“
Zukunft der Studentenstadt
Als Minister ist Blume auch für die Studenten zuständig. Wann wird es für die ausreichend Wohnungen geben – Stichwort Freimann? Blume meint: „Es wird in München nie ausreichend Wohnungen für Studierende geben, wenn nicht jeder seine Hausaufgaben macht. Ich kreide das der Stadt schwer an: Sie betreibt zwar Wohnungsbau, aber ausdrücklich nicht für Studierende. Dabei lebt die Stadt davon, dass wir herausragende Talente haben. Das ist neben der Lebensqualität einer der Gründe, warum Unternehmen freiwillig nach München kommen.“
Der Freistaat investiere mehr als 70 Millionen Euro in Freimann, „um dort die Sanierung mit der Bayernheim voranzubringen“. Wichtig nimmt der Minister das Tempo. Über den Studentenwohnungsbau sagt er: „Mein Ziel sind bayernweit 5000 in fünf Jahren. Wer schneller baut, baut günstiger.“
Neue Ideen fürs Konzerthaus
Im Werksviertel – hier, wo jetzt das Riesenrad steht, soll ja eigentlich ein Konzertsaal entstehen, die Staatsregierung verhängte aber eine Denkpause. Denn, so Blume: „Fakt ist: Aus einem Konzertsaal wurde ein Konzerthaus – und die Kosten sind explodiert. Inzwischen stehen 1,3 Milliarden Euro im Raum. Da ist eine Schallmauer der Finanzierbarkeit durchbrochen. Wir arbeiten jetzt ein neues Konzept aus: selber Standort, selbe Kapazität, keine Abstriche bei der Qualität und Originalität. Aber die Kosten müssen runter.“
Damit einher gehen dann auch neue Ideen für den Gesamtentwurf. Und wie soll der aussehen? Blume sagt: „Wenn es nach mir geht: ikonisch! Unser Ministerpräsident Markus Söder hat zum Beispiel eine komplette Begrünung ins Spiel gebracht. Die hängenden Gärten vom Werksviertel – das überzeugt mich mehr als ein Glaskasten.“
Als Termin für die Fertigstellung nennt der Minister „Mitte der 30er-Jahre“. Das Projekt braucht’s aus Blumes Sicht, obwohl die Stadt gleichzeitig den Gasteig sanieren will. Denn: München hat ja zwei klassische Orchester von Weltruf, die Platz brauchen.