Statistisch gesehen erleidet jede zehnte Frau einmal in ihrem Leben eine Fehlgeburt, berichtet die Schauspielerin Julia Dahmen in ihrem Podcast „Familie leben“. In der aktuellen Ausgabe spricht sie mit ihrer Schauspielkollegin und Sandkastenfreundin Viola Wedekind über das Tabuthema. Dahmen selbst hat vier Fehlgeburten erlitten, Wedekind sogar sechs, bevor sie mit 41 Jahren doch noch schwanger wurde und einen Sohn bekam.
„Die Ursachen für Fehlgeburten sind vielfältig“, weiß Dr. Wolfgang Würfel vom Kinderwunsch-Centrum München. „Jüngere Frauen haben manchmal eine hohe Keimbelastung in der Gebärmutter, die dann zu einer chronischen Entzündung führt.“ Dadurch wird der Embryo abgestoßen. „Bei älteren Frauen kommt es häufig zu genetischen Fehlern in den Eizellen und infolgedessen zu Abgängen.“
Exakte Daten zur Anzahl von Fehlgeburten in Deutschland gibt es nach Angaben des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages nicht. Das liege daran, dass sie zu einem großen Teil in den ersten Schwangerschaftswochen verlaufen und nicht der standesamtlichen Meldepflicht unterliegen.
„Sturm der Liebe“-Star Viola Wedekind hatte ihre erste Fehlgeburt schon mit 20 Jahren und erinnert sich noch gut daran: „Es war ein Schock für mich. Ich habe das auch sehr stark körperlich wahrgenommen und hatte mit dem Abgang einen wahnsinnigen Hormonsturz.“ Wedekind verbrachte vier Tage im Krankenhaus. „Ich fühlte mich damals sehr allein.“
Starke hormonelle Veränderungen nach einem Abgang beobachtet auch Dr. Würfel: „Die Östrogen- und Progesteron-Werte sinken. Das kann Depressionen und Schilddrüsenunterfunktionen hervorrufen. Und vor allem bei späten Abgängen kommt eine große Trauer hinzu.“ Er hält deshalb psychologische Unterstützung oder Plattformen wie „Sternenkindfamilie“ für sinnvoll. Bei Letzterer finden Eltern nach Fehlgeburten Hilfe. Sie setzt sich beispielsweise für die Bestattung der Sternenkinder oder einen Mutterschutz nach einer Fehlgeburt ein.
Auch Dahmen brauchte nach einem Abgang in der zwölften Schwangerschaftswoche dringend eine Form zu trauern. „Ich hatte das letzte Ultraschallbild noch und habe zu Hause eine Art Altar dafür gebaut. Ich habe dann mit dem Kind gesprochen, ihm einen Namen gegeben und mich auch bedankt, dass es da war. Dann kam meine kleine Tochter und hat gefragt, was das für ein Bild sei. Ich sagte, dass das ihre Schwester ist, die im Himmel ist. Dann hat auch sie angefangen morgens und abends mit ihr zu sprechen.“ Das hat Julia Dahmen geholfen, über den Tod des Embryos hinwegzukommen.
Glücklicherweise hatte sie bereits Kinder. Bei Wedekind war das nicht so. „Ab 30 hatte ich einen starken Kinderwunsch und dann einen langen Leidensweg mit weiteren Fehlgeburten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Frauen dankbar sind, wenn man öffentlich davon erzählt“, berichtet sie im Podcast. „Ich bin so froh, dass ich nach den Fehlgeburten viel Zuspruch von anderen Frauen erfahren habe, als ich offen darüber gesprochen habe.“