München ist im Vergleich mit anderen Großstädten sicher. Doch auch bei uns gibt es Orte, die man vor allem nachts besser meiden sollte. So wie den Alten Botanischen Garten. Dort installiert die Polizei ab Juni Kameras, um Gewalt- und Drogenkriminalität einzudämmen.
Nicht der einzige Ort, an dem die Angst regiert. Gewalttätige Jugendliche machen die Messestadt Riem unsicher. Das Bahnhofsviertel ist teils geprägt von Elend, Armut und Krawallen. In der Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt wurden vergangenes Jahr 8359 Straftaten begangen – Negativrekord.
Im reichen München wächst die Armut. Bettler, Obdachlose und Junkies werden verdrängt, suchen sich andere Treffpunkte. 45 Orte (vorwiegend im innerstädtischen Bereich) machte die Polizei 2023 im Stadtgebiet aus, an denen die Gesetzehüter regelmäßig gefordert sind. Hier die größten Brennpunkte in der Stadt in einer Übersicht.
Orleansplatz
Dass die Probleme wandern, zeigt sich am Orleansplatz: Die Zahl der Straftaten, die an dem Brennpunkt nahe dem Ostbahnhof verübt wurden, halbierte sich nahezu, als die Polizei 2007 Kameras installierte. 2009 wurde die Videoüberwachung dort eingestellt, weil sie nur an Kriminalitätsbrennpunkten zulässig ist. Die Kameras zogen zum Sendlinger-Tor-Platz um, weil sich die Szene dorthin verlagert hatte. Die Zahl der Delikte stieg am Orleansplatz wieder an, erreichte aber nicht mehr das beängstigende Niveau vor 2007.
Sonnenstraße
Auch die rund 1,2 Kilometer lange sogenannte Feierbanane zwischen Sendlinger Tor und Maximiliansplatz zählt seit Jahren zu den Brennpunkten der Stadt. Spielotheken, Shisha-Bars und Wettbüros pflastern die Sonnenstraße, ziehen aber auch halbseidenes Publikum an. Immer wieder muss die Polizei eingreifen. Die Feierbanane sei ein „Einsatzschwerpunkt“. Erst im Sommer 2023 wurde ein Mann bei einem Streit in einer Bar niedergestochen.
Nußbaumpark
Viele Münchner machen einen großen Bogen um den Nußbaumpark am Sendlinger-Tor-Platz. Immer wieder klagen Anwohner und Geschäftstreibende über Vandalismus und Ruhestörung. Die Anlage zieht auch wegen der Nähe zur Drogen-Substitutionsambulanz Süchtige aus dem ganzen Stadtgebiet an. Jüngst wurde ein Mann bei einer Schlägerei schwer verletzt. Im November 2023 wurde eine 17-Jährige in einem öffentlichen WC im Park sexuell missbraucht.
Hauptbahnhof
Der Hauptbahnhof ist laut Polizei der Drogenszenebrennpunkt Nummer eins. 2023 wurden im Bahnhof 1026 Konsumdelikte verzeichnet (2022: 929). Im Alten Botanischen Garten waren es 790 Delikte. Das seit 2019 geltende Alkoholverbot am Hauptbahnhof hat laut Polizei zu einem Rückgang der Straftaten geführt. Wohlfahrtsverbände und Suchthelfer befürchten allerdings eine Verschiebung der Probleme, etwa in die umliegenden Wohnviertel.
Messestadt Riem
Schlägereien, Raub, räuberische Erpressung, Vandalismus, Drogen – die Jugendgewalt in München nimmt zu. Die Brennpunkte wechseln hier. Neuperlach ist seit Jahren im Visier der Polizei. Mehrere brutale Delikte – trauriger Höhepunkt war der Mord an einem 21-Jährigen nach einem vorgetäuschten Drogendeal im Sommer 2022 – rückten die Messestadt Riem in den Fokus. Es gab Schwerpunkteinsätze der Polizei zur Prävention. Justizminister Georg Eisenreich (CSU) fordert eine Verlängerung des Jugendarrests.
Bahndeckel Theresienhöhe
Auch im Westen der Stadt schlagen Anwohner wegen zunehmender Jugendgewalt Alarm. Konkret geht es um den Bahndeckel auf der Theresienhöhe. Auf dem zentralen Platz des Wohnquartiers komme es immer wieder zu Straftaten – Jugendliche würden von Gangs geschlagen, ausgeraubt, überfallen. Im Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe setzt man sich für einen runden Tisch ein, um Jugendgewalt einzudämmen.
Alter Botanischer Garten
Unzählige Drogengeschäfte, ein Drittel mehr Körperverletzungen und ein deutlicher Anstieg bei den sexuellen Übergriffen im Vergleich zu 2022: Jetzt reagiert die Polizei mit einer Videoüberwachung. Und: Das Präsidium rät dazu, das Alkoholverbot vom Hauptbahnhof bis zu diesem Brennpunkt auszuweiten.
Südliches Bahnhofsviertel
Im südlichen Viertel rund um den Hauptbahnhof leben über 20 Nationalitäten – so viele wie sonst nirgends in München. Der Verein „Südliches Bahnhofsviertel“ will die Vielfalt bewahren, kämpft aber auch seit Jahren gegen Probleme wie Drogenhandel, illegale Prostitution und organisierte Bettlerbanden. Die Polizei beobachtete im Jahr 2023 eine „deutliche Zunahme“ von Bettlern und Wohnsitzlosen. In den inzwischen leer stehenden Warenhäusern am Karlsplatz/Sonnenstraße und in der Schützenstraße campieren Obdachlose und Süchtige.