Bettler klauen die Haxn vom Teller

von Redaktion

VON ANDREA STINGLWAGNER

Mit zünftiger Gastlichkeit empfangen die Münchner Stubn ihre Gäste in der Bayerstraße gegenüber dem Hauptbahnhof. Hier gibt‘s für Einheimische und Touristen bayerische Spezialitäten – von der Weißwurst bis zur gegrillten Ente mit Blaukraut und Knödel. Doch seit diesem Frühjahr steigt der Ärger für Wirt Alexander Egger. Immer mehr Bettler belästigen die Gäste im Freischankbereich. Die neueste Masche: Sie klauen ihnen die Schweinshaxn direkt vom Teller!

„Die Bettler-Thematik haben wir hier im Bahnhofsviertel schon lange“, sagt Egger. „Aber jetzt wird es immer schlimmer.“ Gerade an warmen Tagen, an denen die Gäste ihre Halbe Bier und ihr Schnitzel im Freien genießen wollen, kommen die Bettler, meistens junge Frauen, im Abstand von zwei bis drei Minuten. Sie gehen durch die Tische, drängen sich den Leuten auf. Wenn sie nichts kriegen, werden sie aggressiv und unverschämt – und schnappen sich flugs das Fleisch vom Teller.

Die Gäste sind natürlich erstmal sprachlos, sagt Alexander Egger. „Dann müssen wir als Gastronomen uns natürlich entschuldigen und den Leuten ein neues Essen servieren.“ Der Wirt stellt insgesamt eine „Verwahrlosung“ im Viertel fest. „Das macht es uns Gewerbetreibenden immer schwerer.“

Doch was macht nun jemand, der einen Schweinshaxn-Dieb beobachtet oder sogar selbst Opfer wird? Er sollte „sofort die Polizei unter der allgemeinen Notrufnummer 110 kontaktieren“, teilt das Kreisverwaltungsreferat mit. „Nur so können die Personalien der aggressiv Bettelnden festgehalten und an die Bußgeldstelle des Kreisverwaltungsreferates weitergegeben werden.“ Das Bußgeld fange bei 75 Euro an, das Höchstmaß sei von der Häufigkeit und der Art des Verstoßes abhängig und liege bei maximal 1000 Euro. Grundsätzlich habe auf der Freischankfläche oder in der Gaststätte der jeweilige Betreiber das Hausrecht und könnte den betroffenen Personen das Betteln untersagen, so das KVR.

Die Zahl der Bettelnden in München sei in den vergangenen Jahren immer mehr gestiegen. Die meisten von ihnen seien Rumänen, aber auch Bulgaren, Italiener, Slowaken und Ungarn. Das Demutsbetteln oder stille Betteln ist in München erlaubt. Ausgenommen ist der Bereich innerhalb des Altstadtrings (siehe Karte links). Immer wieder kommt es auch vor, dass Bettler an Kreuzungen auftauchen und vor dem Fenster der wartenden Autofahrer stehen.

Grundsätzlich gilt: Es ist Vorsicht geboten, wenn man auf der Straße von einem Fremden angesprochen wird. Auch in München kommt es in diesem Zusammenhang immer wieder zu Diebstählen. Etwa mit Hilfe des Wechselgeld-Tricks. Während der Angesprochene nach dem gefragten Geld kramt, wird er – teils auch von Komplizen –abgelenkt und ausgeraubt. Ähnliche Masche: Frauen tanzen ihre Opfer urplötzlich an und schnappen sich dabei in Sekundenschnelle Wertsachen.

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