Gläser klirren. Heinz Czaya stößt mit einer Freundin an, schüttelt danach einem Nachbarn die Hand. Es ist viel los gestern Vormittag in seinem Wohnzimmer. Es gibt Sekt, Orangensaft und Häppchen. Alle wollen ihn zum 100. Geburtstag beglückwünschen, sogar Freunde aus Amerika und der Schweiz. Auch unsere Reporterin schaut zum Gratulieren vorbei.
In Danzig geboren, wohnen er und seine Frau Ingeborg (98) seit mehr als 60 Jahren in Bogenhausen. „Und ich hab noch viel vor“, sagt Heinz und lacht. Ingeborgs 100. Geburtstag will er noch erleben – mindestens. Aber das klappt, glaubt er. „Mir geht’s gut, ich habe einen guten Appetit.“ Nicht aber die Gerichte selbst scheinen das Geheimnis für sein langes Leben zu sein – vielmehr der maßvolle Genuss. „Eine halbe Portion reicht auch.“ Dazu ein Wein, am liebsten weißer aus dem fränkischen Volkach. „Oder Bier – auch in Maßen.“
Die kleinen Freuden halten ihn jung. Davon hat er viele, zum Beispiel die Schachduelle gegen seinen ältesten Sohn. „Ich wurde mit 18 eingezogen, war in Russland und zweimal verwundet. Als ich 21 war, ging der Krieg zu Ende, und ich hatte erst einmal gar nichts“, erinnert sich der promovierte Jurist.
Wichtig sei Zuversicht. Er glaubt, diese Lebenseinstellung liegt in seiner Familie. Seinen drei Kindern, acht Enkeln, sechs Urenkeln und allen Menschen rät er: nie aufgeben! Wenn es sein muss, immer wieder neu anfangen und nach vorne schauen. „Sonst kommt man unter die Räder.“ REGINA MITTERMEIER