Seinen Favoriten-Entwurf hat Alt-OB Christian Ude bei der Ausstellungseröffnung verschwiegen. Hier in der Architekturgalerie sind die Ideen von Studenten ausgestellt: Sie sollten zeigen, wie sie sich ein neues Gebäude, inspiriert von der Ost-West-Friedenskirche, vorstellen würden. Ude kannte die alte Kirche, die Väterchen Timofej erbaut hatte, schon als Grundschüler – und war erschüttert, als der berühmte Schwarzbau vergangenes Jahr einem Feuer zum Opfer fiel. Seitdem setzt sich Ude dafür ein, dass am Olympia-Gelände etwas Neues entsteht, das an die Kirche und den 2004 verstorbenen Timofej erinnert. Dazu passen die Entwürfe der Studenten, die jetzt in der neuen Ausstellung zu sehen sind. Ude gefiel dabei eine Arbeit der TU am besten, die gar nicht als Ausstellungsstück gedacht war: „Das Modell aus weißem Holz, das wie ein Wintertraum wirkt, ist einfach unglaublich poetisch. Es ist kein sklavischer Nachbau, aber jeder kann sich noch vorstellen, wie die Kirche ausgesehen hat.“
Ursprünglich war nach dem zerstörerischen Brand die Idee aufgekommen, die mit Schokoladenpapier verkleidete Holzkirche originalgetreu wieder aufzubauen – aber Ude kam schnell davon ab, diesen strikten Plan zu unterstützen. Auch am Uni-Lehrstuhl für Umbau und Denkmalschutz wollte man etwas Neues schaffen, das gleichzeitig an das Alte erinnert. So würdigt der Entwurf einer Kirche als lichtdurchfluteter Holzpavillon von Niklas Ebert und Benedikt Sommer das ursprüngliche Material. Das Modell der Studentinnen Giulia Stallwanger und Amelie van de Bunt in Form eines Karussells greift mit dem türkisen Dach auch die Farbe der ursprünglichen Ost-West-Friedenskirche auf.
Professor Andreas Hild betreut das Modellprojekt an der TU: „Das Schöne ist, dass jeder Entwurf einen anderen Aspekt der Kirche aufgreift.“ Von der gewaltigen Resonanz auf die Ausstellungseröffnung in der Architekturgalerie an der Blumenstraße am Mittwochabend war aber auch Hild überrascht. Im Gegensatz zu Laudator Ude: „Die Ost-West-Friedenskirche hat gerade heutzutage eine enorme Botschaft. Das Kirchlein hat Timofej nicht einer Konfession gewidmet, nur weil er zufällig russisch-orthodoxen Glaubens war, sondern dem Frieden.“
Ude hofft, dass durch die Ausstellung, die bis zum 30. April läuft, der Wiederaufbau der Kirche Fahrt aufnimmt. Ein Antrag dafür liegt der Stadt bereits vor – es gibt aber noch keinen Beschluss und keinen Zeitplan.