An den Automaten im E-Kiosk gibt es nicht nur Getränke und Snacks. Auch Lachgas kann man für 45 Euro die Flasche kaufen. © Marcus Schlaf
Wirkt ganz unscheinbar und rein technisch – liegt aber mitten im Zentrum der derzeit heißesten Polit-Debatte Deutschlands. Wir stehen am E-Kiosk24 am Harras (Sendling). Hier gibt‘s keinen Tresen und kein Personal, stattdessen etwa 20 Automaten. Rund um die Uhr kann man hier kaufen: Getränke, Snacks, Hundefutter, Ladekabel, Sexspielzeug, Zigaretten. Und: Lachgas! Für 45 Euro gibt‘s die Flasche Distickstoffmonoxid – so heißt das farblose Gas mit dem süßlichen Geruch in der chemischen Bezeichnung. Und dieses Produkt ist hochumstritten!
Eigentlich ist Lachgas ein medizinisches Präparat, wird unter anderem zur Narkose eingesetzt. Aber: Manche nutzen es als Rauschmittel, weil es Wärme- und Glücksgefühle auslöst und zu Halluzinationen führen kann. Das ist allerdings brandgefährlich, weshalb Politiker jetzt den Verkauf einschränken wollen!
Denn: Durch den Sauerstoffmangel kann man bewusstlos werden. Bei häufigem Konsum riskiert man schwere Nervenschäden und psychische Abhängigkeit. In vielen anderen europäischen Ländern ist Lachgas deshalb verboten, beispielsweise in Großbritannien oder den Niederlanden. In Deutschland gibt es so ein Verbot jedoch nicht, es gibt nicht mal eine gesetzliche Altersbeschränkung für den Kauf. Das soll sich jetzt ändern, fordern CDU/ CSU und Ärztekammer. Selbst Rapper Haftbefehl sprach sich für ein Verbot aus: „Das Gas macht einem komplett zum Zombie“, sagte er in einem Interview mit RTL. Nachdem er wegen seines Konsums 2022 bei einem Konzert in Mannheim zusammengebrochen war, lässt er die Finger davon.
Die Union fordert ein Verkaufsverbot an Minderjährige. „Narkosemittel aus der Medizin haben bei Kindern und Jugendlichen nichts verloren“, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Bundestags-Fraktion, Tino Sorge (CDU), dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Hintergrund sind zunehmende Fälle von Missbrauch des Narkotikums in der Partyszene und in Challenges zum Beispiel bei Tiktok.
Bei unserem Besuch im Kiosk am Harras hätten wir das Lachgas kaufen können – immerhin nur nach vorheriger Altersprüfung per Ausweis oder Girokarte. LEONIE STÖCKLE