Gemauerte Geschichte

von Redaktion

Zoff um Verkaufspläne fürs Zerwirk-Gewölbe – Münchens historische Bauten

Der herrliche Weinstadl ist 500 Jahre alt.

Umstritten: Das Zerwirk soll verkauft werden.

Der Derzbachhof wurde gerettet. © Marcus Schlaf

Historische Gebäude: An der Kreuzstraße in München gibt es jede Menge alte Bausubstanz.

Die alte Pfistermühle nahe dem Platzl.

Der Freistaat will eines der ältesten Gebäude der Stadt verscherbeln (wir berichteten). Jahrelang hatte man sich nicht ums Zerwirkgewölbe gekümmert, nun also weg damit in private Hand! Das zweitälteste Gebäude, das noch steht, mit rund 750 Jahren Geschichte. Wir haben uns auf Spurensuche gemacht und stellen weitere Bauten vor, die gemauerte Geschichte sind und einen guten Teil des historischen Gedächtnisses Münchens ausmachen. Manche liegen versteckt, manche kennt jeder.

Das allerälteste (und nicht zugängliche) ist eine Toilette aus dem Jahr 1260. Auf dem großen Foto gleich rechts sehen Sie eines von den offensichtlicheren Beispielen, die den Zweiten Weltkrieg überstanden haben: die historischen Häuser an der Kreuzstraße 23 bis 27 – alles ehemalige Bürgerhäuser, im Kern über 400 Jahre alt und später aufgestockt.

Weit prominenter ist die alte Pfistermühle mit dem prächtigen Efeu an der Fassade. Nur das Vorderhaus ist erhalten geblieben, erbaut wurde es ungefähr 1580. Die herrlichen, teils gewölbten Erdgeschossräume kann man anschauen – wenn man in der Pfistermühle nobel essen gehen will (www.pfistermuehle.de). Wer die Geschichte der Getreidemühle kennt, der weiß: Sie war auch mal ein Neubau, nachdem die ursprüngliche Hofpfisterei an der Nordostecke des Alten Hofs stand. Doch die brannte 1578 ab, und so wurden Pfisterei und Mühle verlegt: auf die andere Seite des Pfisterbachs.

Ein paar Schritte weiter steht der weltberühmte Weinstadl in der Burgstraße. Das Bürgerhaus, vor 500 Jahren erbaut, wurde Mitte des 16. Jahrhunderts zum Stadtschreiberhaus mit Weinverkauf umgebaut. Die herrliche Fassadenmalerei stammt von Hans Mielich (1516–1573). Im Inneren bewundert man den letzten gotischen Treppenturm in Schneckenform der Stadt, und auch eine der wenigen noch erhaltenen Himmelsleitern findet sich hier – also jene für München typische stangerlgrad und platzsparend aufwärts führende Stiege, die mehrere Stockwerke verband.

Sanieren statt kaputtgehen lassen: Das ist beim Forstenrieder Derzbachhof gelungen, dem ältesten Bauernhof der Stadt (1751). Seit den 1980ern stand er leer und verfiel, bis man zur Sanierung schritt. Ob dem Zerwirk so ein Happy End beschieden sein wird, falls der Freistaat es verkauft? Fraglich. MATTHIAS BIEBER

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