Alternative zum Auto in der Stadt: Dieter Kreis fährt viel auf seinem Lastenrad durchs Brucker Land. © Dieter Kreis
Dieter Kreis ist gern unterwegs, auch in weite und exotische Länder: Reisen durch Südamerika, Trekking in Nepal oder auf Verwandtenbesuch nach Belgien und Chile. Doch seit fünf Jahren sind manche Ziele unerreichbar – er würde zu lange brauchen, um hin- und wieder heimzukommen: Denn der Stadtrat der ÖDP in Fürstenfeldbruck fliegt nicht mehr: „Auslöser waren die Fridays-for-Future-Demonstrationen. Da mich die Klimakrise ziemlich verzweifeln lässt, wollte ich einen persönlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten,“ sagt er. „Nicht zu fliegen, ist ein Unterschied, den ich selbst machen kann.“
Häufig ist er jetzt mit dem Zug unterwegs. Kreis lächelt verschmitzt: „Ich liebe eben das Abenteuer. Und das ist Zugfahren wirklich.“ Für die Unpünktlichkeit der Bahn müsse man Gelassenheit lernen: „Ich plane einfach immer eine Stunde mehr ein. Wenn ich meine Mutter im Norden Deutschlands besuche, sage ich: Wenn alles gut geht, bin ich um 15 Uhr da, aber rechne erst ab 16 Uhr mit mir.“ Aber auch beim Autofahren würde nicht immer alles glattlaufen: „Mein Schwager aus Belgien will um 16 Uhr da sein und steht dann frustriert im Riesenstau bei Stuttgart.“
Derzeit organisiert sich Kreis eine Wanderreise in die Pyrenäen: „Das ist ein Aufwand, alle Verbindungen herauszufinden!“ Auf dem Weg nach Frankreich und Spanien wird er ein oder zwei Zwischenstopps einlegen. „Diese Übernachtungen in anderen Städten gehören für mich mittlerweile zur Reise dazu. Heute geht es fast nur noch ums Ankommen und Dasein, das Unterwegssein haben wir aus den Augen verloren.“
Beruflich muss der Fürstelfeldbrucker, der bei einem Meinungsforschungsinstitut arbeitet, nicht fliegen. Die Familie akzeptiert seine Entscheidung, ist aber jetzt häufiger ohne ihn unterwegs. Gerne unterstützt er seine Ehefrau, die Kulturreisen anbietet; doch wenn es im Sommer nach Madrid geht, wird sie ohne ihn klarkommen: Mit dem Zug wäre Kreis hin und zurück eine knappe Woche unterwegs. Und an Weihnachten fliegt seine Familie zu Verwandten nach Chile. „Das tut weh. Aber es ist ja ganz allein meine Entscheidung, und ich will niemandem das Fliegen ausreden.“ Sein Wunsch: Umweltfreundliches Reisen soll leichter werden. „Ich habe Konten bei verschiedenen Bahngesellschaften etwa in Italien oder Frankreich. Aber gibt es während der Reise Probleme, wird es immer sehr schwierig mit Erstattungen. Leider gibt es keine einzige Website, die Busse und Bahnen verbindet. Es ist einfach sehr mühsam, weite Reisen zu planen, wenn man auf das Fliegen verzichtet.“
Indien bleibt ein Sehnsuchtsziel: „Vielleicht ist in zehn Jahren der Landweg über den Nahen Osten wieder eine Option.“ Ein bisschen hofft er auch auf den technischen Fortschritt: „Wenn etwa mit Wasserstoff als Treibstoff geflogen wird, dann würde auch ich wieder in einem Flugzeug einchecken!“