Graffiti-Geheimnis im Untergrund

von Redaktion

Spektakuläre Banksy-Ausstellung im ehemaligen Galeria Kaufhof am Stachus

Ein Kunstwerk entsteht. © SIGI JANTZ

Unübersehbar und ziemlich skurril: der Elefant im Raum.

Eine Installation wie aus einem Agentenfilm.

Kuratorin Virginia Jean hat es normalerweise mit klassischen Werken zu tun. Banksys Street-Art findet sie „wahnsinnig relevant“.

Noch sieht es eher nach Baustelle als nach Ausstellung aus: Drei Tage hat das Team von „House of Banksy – An Unauthorized Exhibition“ noch, um das Untergeschoss im ehemaligen Galeria Kaufhof am Stachus in die größte Banksy-Werkschau weltweit zu verwandeln. Das etwa 40-köpfige Team arbeitet seit zwei Wochen jeden Tag. „Der Endspurt ist immer spannend“, sagt Kuratorin Virginia Jean lachend. Eigentlich hat die junge Galeristin aus England ihre Wurzeln im klassischen Kunstmarkt, fand aber schnell zur Street-Art: „Es ist eine wahnsinnig relevante Art der Kunst.“

Und Banksy ist wohl der größte Name dieser Sparte: Kaum ein Künstler zieht durch seine spektakulären und durchdachten Aktionen so viel Aufmerksamkeit auf sich. Den Ruhm nutzt der bis heute anonyme Künstler nicht für seine eigene Person, sondern um auf Missstände und hochbrisante politische Themen aufmerksam zu machen.

Für die Weltpremiere dieser Ausstellung hat Jean mit ihrem Team etwa 300 Banksy-Kunstwerke aus 30 Ländern zusammengetragen. Kein einziges davon ist ein Original. Die ganze Ausstellung ist ausschließlich mit Replikaten gestaltet. Und wieso sollte man als Besucher dann trotzdem in die Ausstellung kommen? „Uns geht es darum, Werke der Öffentlichkeit zurückzugeben, die teilweise zerstört, übersprüht oder für teures Geld versteigert wurden. Außerdem können wir so Werke nebeneinander ausstellen, die teilweise tausende Kilometer voneinander entfernt sind.“ Die Hommage ist wegen Banksys Anonymität nicht vom Künstler selbst autorisiert, worauf auch der Titel der Ausstellung verweist. „Wir haben aber alle Bilder und Texte bis ins Detail mit Banksys Umfeld und seinem Management abgeklärt“, sagt Jean.

Die Replikate wurde von einem achköpfigen Künstlerteam gestaltet: viele begabte Sprayer, auch Bühnenbildner sind dabei. Das Kreativteam entscheidet gemeinsam vor Ort, welche Banksy-Werke es auf der Fläche von 2300 Quadratmetern zeigen will.

Ergeben hat sich so eine kleine Welt- und Zeitreise: Zu sehen sind u.a. Werke aus der Ukraine und Palästina, mit denen Banksy die Kriege kommentiert und Ausschnitte der 2006 gezeigten Ausstellung „barely legal“ in L.A., bei der Banksy den sprichwörtlichen „Elefanten im Raum“ mit einem echten Elefanten in die Realität umsetzte. Natürlich hat das berühmte Bild „girl with balloon“ seinen Platz, das sich bei seiner Versteigerung für 1,2 Millionen Euro durch einen im Rahmen verborgenen Schredder zur Hälfte selbst zerstörte – eine Kritik am Kunstmarkt.

Zu sehen ist die Ausstellung ab Freitag, 14. Juni, bis zum 27. Oktober 2024, täglich von 10 bis 18 Uhr. Tickets gibt es ab 18 Euro, Kinder von sieben bis 15 Jahren zahlen zehn Euro. LEONIE STÖCKLE

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