David Grzelak verkauft Bierkissen, mit denen man das Bier auch auf dem Sofa schön kühl halten kann. © SIGI JANTZ
Pack ma’s? Alle mitanand, heut Abend? Wenn’s nach Stefanie Kneer geht, auf alle Fälle! „Das Gemeinschafts-Event ist entscheidend“, sagt die Tollwood-Sprecherin. Gestern hatte sie zum Rundgang übers Festival-Gelände geladen, heute Abend geht’s los im Olympiapark – mit einem vereinten Singen vieler Chöre und Singbegeisterter und einer Drohnen-Lichtshow. Unter dem Motto „Ein Festival singt“ werden bekannte Friedenslieder wie „Give Peace a Chance“ von John Lennon zum Besten gegeben. Kneer erwartet einen „Gänsehautmoment“. Angeleitet wird der Gemeinschaftschor im Amphitheater von Jens Junker und Ian Chapman vom „Go Sing Choir“ mit der musikalischen Begleitung des Hippie-Kammerorchesters. Die Aktion soll das diesjährige Tollwood-Motto „Zusammenhalt“ unterstreichen.
Ein weiterer Fokus liegt in diesem Jahr auf dem Bier – denn was könnte die Leute in Bayern besser zusammenhalten? An fast allen Essensständen, in den Zelten und Biergärten werden die unterschiedlichsten Sorten von 16 großen und kleinen Brauereien verkauft. Am Stand von David Grzelakkann man sich mit Bier-Accessoires ausstatten: „Meine Frau hat das Bierkissen entwickelt.“ In die Vertiefung in der Mitte „kann man ein gekühltes Dinkelkissen hineinlegen und das Bier draufstellen.“ In der aufwendiger gestalteten Variante kann man noch das Handy dazulegen.
Auch die Themen Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein werden bei diesem Sommer-Tollwood nicht zu kurz kommen. Schon am Eingang sticht einem ein Arche-Noah-artiges Holzgebilde ins Auge. Der Künstler Andrey von Schlippe hat ein begehbares Kippboot geschaffen, das auf den Kipppunkt der Erde im Klimawandel hinweist. Die Holzbildhauer Mukai Katsumi und Ludwig Frank gehen in eine ähnliche Richtung. Sie arbeiten während des ganzen Festivals an erlebbaren Figuren aus Totholz: „Bei unserem Engel mit den gebrochenen Flügeln können sich die Leute die Hände durch die Löcher in der Skulptur reichen“, sagt Frank.
Neben Kunst zum Anfassen gibt es Kultur für alle: Von den rund 500 Veranstaltungen finden über 90 Prozent bei freiem Eintritt statt. Nur für die Konzerte in der Musik-Arena braucht man Tickets. Die Bandbreite reicht von Alphaville bis ZZ Top. Für Kinder und Jugendliche gibt es ein vielfältiges Angebot zum Basteln, Kochen und Sporteln. Im Amphitheater gastiert am Eröffnungswochenende das zeitgenössische Zirkusprojekt „Common Ground“.
Bei dem ganzen Bier-Angebot ist es gar nicht so wild, dass man das Tollwood fast nur autofrei erreicht. Der 144er-Bus fährt das Gelände direkt an – so kann man sich durch das Sortiment trinken, ohne einen Punkt in Flensburg zu riskieren. Wer mit dem Radl kommt, muss zwar nüchtern bleiben, kann aber einen Espresso beim Radl-Barista genießen, während er seinen fahrbaren Untersatz an einer Bike-Station durchchecken lässt (am Wochenende). Gekifft werden darf auf dem Festival übrigens nicht. GABRIELE WINTER