Am Platzl war Schuhbeck früher mit seinen Lokalen quasi der Platzhirsch. Jetzt sitzt er im Gefängnis, das Bild unten zeigt die Justizvollzugsanstalt Andechs-Rothenfeld. © Jens Hartmann, bernd Feil/MIS
Früher begeisterte er Millionen Menschen mit seiner Kochkunst, dann hinterzog er Millionen Euro an Steuern und musste dafür ins Gefängnis: Aus dem Star-Koch wurde der Häftling Alfons Schuhbeck, der seit mittlerweile 44 Wochen hinter Gittern sitzt. Zu drei Jahren und zwei Monaten Haft hatte ihn das Landgericht München I verurteilt, weil Schuhbeck 2,3 Millionen Euro am Fiskus vorbeigeschleust hatte. Es sind Straftaten, die man sich beim früheren Publikumsliebling so nicht hätte vorstellen können.
Doch sie sind offenbar noch nicht das Ende der Strafakte Schuhbeck. Denn wie unsere Zeitung exklusiv erfahren hat, sieht der 75-Jährige nun weiteren schwerwiegenden Vorwürfen entgegen. Konkret ermittelt die Staatsanwaltschaft MünchenI wegen Insolvenzverschleppung sowie auch wegen Betrugs mit Corona-Hilfen gegen Alfons Schuhbeck. Nach Informationen unserer Zeitung könnte es noch in diesem Jahr zu einer erneuten Anklage gegen Schuhbeck kommen, der aktuell in der Justizvollzugsanstalt Rothenfeld bei Andechs einsitzt.
„Im weiterhin geführten Ermittlungsverfahren wegen Insolvenzverschleppung und Subventionsbetrug im Zusammenhang mit Corona-Hilfen im Zusammenhang mit elf Firmen des Beschuldigten neigen sich die Ermittlungen dem Ende zu, sodass wir davon ausgehen, dass das Verfahren bald abgeschlossen werden kann“, bestätigt Oberstaatsanwältin Anne Leiding auf Anfrage.
Die Vorermittlungen wegen Insolvenzverschleppung hatte die Staatsanwaltsschaft bereits Ende 2021 geführt. Sie wurden damals „von Amts wegen eingeleitet“, bestätigt Leiding – also nicht wegen einer Anzeige. Mehr als zweieinhalb Jahre später hat die Justiz nun das finanzielle Chaos rund um Schuhbeck und dessen frühere Firmen aufgearbeitet. Die Ermittlungen könnten Schuhbeck jetzt erneut vor Gericht bringen: Geprüft wurde hier vor allem, ob der 75-Jährige – als schon klar war, dass er pleite ist – noch Gelder beiseite geschafft und somit keine richtigen Angaben zu seiner Insolvenz gemacht hatte. Allein darauf stehen bis zu drei Jahre Haft.
Die weiteren Vorwürfe konzentrieren sich auf die Corona-Zeit. In der Pandemie soll Schuhbeck gezielt falsche Angaben gemacht haben, um an finanzielle Soforthilfen des Staates zu gelangen. Nach Informationen unserer Zeitung geht es hierbei um hunderttausende Euro, die Schuhbeck für seine damals noch elf Firmen beantragt haben soll. Auf Subventionsbetrug stehen bis zu fünf Jahre Haft.
Doch selbst diese mutmaßlichen Straftaten konnten nicht verhindern, dass Schuhbeck im Juli 2021 als Unternehmer pleite ging. Im Oktober 2022 wurde er wegen Steuerhinterziehung verurteilt, im Juli 2023 musste er schließlich Privatinsolvenz anmelden, Ende August 2023 trat er dann seine Haftstrafe an.
Im Gefängnis überarbeitet er nun angeblich seine Kochbücher. Kochen: Das war immer Schuhbecks Stärke. Bei den Kassenbüchern herrschte dagegen ein Chaos, dessen kriminelles Ausmaß die Justiz noch immer untersucht. Und das Alfons Schuhbeck sogar noch länger hinter Gitter bringen könnte.
Auf Anfrage wollte sich Schuhbecks Anwalt Dr. Norbert Scharf nicht zu den Vorwürfen äußern.