Eine Büste von Ruud Gullit, der in München 1988 Europameister wurde, hatten die Fans dabei. © Achim Schmidt
Gut zu Fuß und mit viel Gaudi dabei.
Orange war gestern die dominierende Farbe im Olympiapark. © Martin Hangen
Den Käse auf dem Kopf: Holländische Fans in München. © Achim Schmidt
Ekstase pur: Niederländische Fans ganz in oranje. © Achim Schmidt
Rot oder Blau, das sind eigentlich Münchens Fußballfarben. Doch der FC Bayern oder die Löwen waren gestern nicht das Thema. In der Stadt herrschte für einen Tag nur noch: oranje! Rund 10 000 Niederländer kamen zum EM-Achtelfinale gegen Rumänien, das am Abend in München ausgetragen wurde. Und gaben schon Stunden vorher Vollgas. Unser Reporter war mittendrin. Das Party-Protokoll:
Um kurz vor neun Uhr morgens kamen die ersten Holländer zum Biergarten am Willi-Daume-Platz, um sich einzustimmen. Stilecht mit Bier und Bratwurst. Vor dem alten Eisstadion ging am Vormittag dann die große Fanfeier ab, mit zwei Bussen und DJ Ruud. Schon gegen 11.30 Uhr tanzten Tausende. Zu sehen nur noch grüne Bäume und Oranje-Shirts unter blauem Himmel.
„Das ist die Zeit unseres Lebens“, sagen Sander (31) und Remi (33). Sie sind aus Utrecht angereist. Mit Trikot und Holland-Hut. „Diese einzigartige Stimmung“, sagen sie, „gibt es auch erst seit ein paar Monaten bei uns.“ Zur Freude vieler Holländer, von denen sich immer mehr den Fanmärschen anschließen. So wie José (42) mit Tochter Jadi (15). Mit ihrer rot-weiß-blauen Fahne, auf der „Gouda“ steht, sind sie der Hit in der Menge. „Ihr kennt das nur als Käse. Aber so heißt unsere Heimatstadt nahe Rotterdam“, lachen beide. Durch ganz Deutschland reisen sie während der EM. „In München war es bisher am schönsten. Nur das Wetter nicht.“
Vor dem Eisstadion sind sie gegen 11.45 Uhr von Feierbiestern eingekesselt. „Wir sind Holland“, singen sie, bevor plötzlich das Kommando kommt: Fertig machen zum Fanmarsch! Fast schon kitschig, wie dann plötzlich die Sonne hervorlugt. Über die Lerchenauer Straße setzt sich der rund 600 Meter lange Feier-Zug in Bewegung, Anwohner starten die La-Ola-Welle, als kurz darauf der Moment kommt, auf den alle warten: Von der Band Snollebollekes wird das Lied „Nach links, nach rechts“ angestimmt. Dann gibt es kein Halten mehr: Zwischen oranjefarbenem Pyrorauch und einem Fahnenmeer schunkelt die Masse von einem Bürgersteig zum anderen, bis sie die Hände über den Kopf reißen. Ein Fanfest, fast wie vom anderen Stern!
„Wir mögen es simpel und lustig“, sagt Sander. „Wie die Deutschen auf Mallorca.“ Noch dreimal wird das Lied bejubelt, bis es über die Schleißheimer- und Ackermannstraße und zurück in den Olympiapark geht, wo um 13 Uhr das offizielle Fanfest beginnt.
Dort treffen die Holländer dann auf die Rumänen. Sportlich gesehen ihr Gegner. Aber gestern offiziell Fanfreunde, mit denen sie legendär weiterfeierten. Bis zum Spiel in der Allianz Arena, das nur ein Teil der Fans live vor Ort sehen konnte.
Die anderen blieben im Olympiapark – und feierten dort auch die Mitarbeiter der Münchner Stadtreinigung, die natürlich auch in Oranje ge–kleidet waren – rein dienstlich, versteht sich. Chefin Antje Saft bilanzierte lächelnd: „Unser schönster Einsatz. Die Schotten haben mehr Dreck gemacht.“