Ein Wirte-Wagen auf dem Weg zur Wiesn: Die Kutschpferde sollen weg, fordern Stadtteil-Politiker. © Achim Schmidt
Der nächste Einzug der Wiesn-Wirte zur Eröffnung des Oktoberfests soll ohne die traditionellen Brauereipferde stattfinden – das will zumindest die Mehrheit der Lokalpolitiker aus der Ludwigs- und Isarvorstadt. Keine Pferdekutschen und -wagen, kein Münchner Kindl hoch zu Ross und am besten E-Traktoren zum Ziehen der Brauereifässer. Auch beim Trachtenumzug und auf der Wiesn sollen die Pferde verboten werden, ebenso wie Hunde und Greifvögel. „Das Oktoberfest hat eine übergeordnete Bedeutung und Tradition für München und den Stadtbezirk, aber auch Traditionen müssen mit der Zeit gehen und neue Wege finden“, so der Grüne Arne Brach. „Der Tierschutz gehe vor, denn die insgesamt gut 150 Pferde, drei Dutzend Hunde und sogar Greifvögel sind beim Festumzug unnatürlichem Lärm durch Menschen, Musikinstrumente und andere Beschallung ausgesetzt.“
Schließlich, so die Argumentation von Brach, seien auch Wildtiere im Zirkus ein Auslaufmodell und in vielen EU-Ländern bereits verboten. Je schneller sich das Oktoberfest umstelle, desto besser. Auch die zunehmende Hitze setze den Tieren zu, weshalb beispielsweise auf Mallorca Touristenkutschen mit Pferden seit diesem Jahr verboten seien.
Es gibt auch Gegenstimmen. Franz Bruckmeier (SPD), mag sich die Wiesn ohne die Rösser nicht vorstellen: „Die Kaltblüter sind unerschrocken und lassen sich kaum aus der Ruhe bringen und die Holzfässer sind leer. Das überfordert die Pferde nicht“, sagte er. „So heiß ist es bisher im September nicht, wir müssen nicht vorauseilen, sondern sollten diese schöne Tradition behalten.“ Ebenso sehen es Tina Meinel (CSU) und Andreas Siebel (FDP). „Die Brauereipferde werden gepflegt und gehegt und haben wahrscheinlich oft ein besseres Leben als mancher Mensch“, so Meinel. „Ich finde die Argumente nicht nachvollziehbar.“ Außerdem müsse man dann auch auf berittene Polizei verzichten, was Arne Brach ebenfalls befürworten würde.
Trotzdem, die Mehrheit im Bezirksausschuss möchte einen Weckruf absenden und wachrütteln. Sie appellieren an die Wiesn-Wirte, Schützen- und Trachtenvereine zeitnah Alternativen als Zug- und Transportgeräte zu suchen, weil sie den Einsatz von Tieren bei den Wiesn-Umzügen ablehnen. Diese funktionierten auch ohne Tiere, ohne dabei an Attraktivität zu verlieren. Die Akzeptanz von Tieren zu Unterhaltungszwecken gehe stetig zurück. Es sei daher unrealistisch zu erwarten, dass es auch in 50 Jahren noch Pferdegespanne bei den Wiesn-Umzügen geben wird.
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