Die Studentin Serafina und der Journalist Dietmar Gaiser haben schlechte Erfahrungen mit der Post gemacht. © privat
Der Bundesrat hat einem neuen Postgesetz zugestimmt. Ab Januar wird der Briefversand länger dauern. © Sven Hoppe/dpa
Kürzlich hat sich Roland Kaiser beschwert, dass er immer weniger Fanpost bekommt. Bedenkt man, dass der Schlagersänger regelmäßig große Hallen füllt, könnte das auch an der Post liegen. Niemand will gerne Rechnungen oder Post von Gerichten im Briefkasten haben. Doch wenn der Postmann gar nicht klingelt, hat das manchmal unangenehme Folgen: So ziehen zum Beispiel nicht zugestellte Rechnungen Mahnungen und entsprechende Gebühren nach sich.
In der Theorie ist die Post verpflichtet, vier von fünf Briefen am nächsten Tag abzuliefern. Gefühlt stimmt das schon lange nicht mehr. Alle, die auf ein dringendes Schreiben warten, können ein Lied davon singen. Die 19-jährige Studentin Serafina Zeising wartete nach dem Verlust ihrer EC-Karte fast einen Monat auf eine neue. Sie wohnt inzwischen in Berlin, ist aber noch bei der Stadtsparkasse München. Die Bank hatte ihr telefonisch versichert, die neue Karte sofort versandt zu haben. „Ich musste mir die ganze Zeit von allen möglichen Leuten Geld leihen.“
Auch der Journalist Dietmar Gaiser hat schlechte Erfahrungen mit der Post gemacht: „Ich führe Interview-Trainings für Ministerien durch und schicke vorab die Unterlagen dorthin. Einmal hat das innerhalb Münchens über eine Woche gedauert. Ich wohne nur zwei U-Bahn-Stationen von dem Ministerium entfernt und gehe seitdem immer persönlich zur Pforte, um die Unterlagen abzugeben.“ Rechtsanwälte verschicken ihre Gerichts-Post inzwischen immer elektronisch. „Das hat der Gesetzgeber so vorgesehen“, sagt Brigitte Doppler von der Rechtsanwaltskammer München.
Die Deutsche Post darf sich ab nächstem Jahr bei der Beförderung länger Zeit lassen – einer entsprechenden Gesetzesänderung hat der Bundesrat vergangene Woche zugestimmt. Viele Briefe werden also noch später ankommen als bisher. Bislang müssen 80 Prozent der heute eingeworfenen Briefe am nächsten Werktag zugestellt sein und 95 Prozent am zweiten Werktag. „Ab 2025 müssen im bundesweiten Jahresdurchschnitt 95 Prozent aller Briefe nach drei Werktagen ausgeliefert werden, 99 Prozent aller Briefe nach vier Werktagen“, heißt es von der Bundesnetzagentur. Insgesamt sind bei der Behörde bereits im ersten Halbjahr 2024 über 20 000 Beschwerden eingegangen – ein Viertel mehr als im Vorjahreszeitraum. Etwa die Hälfte davon bezog sich auf „verspätete oder mangelhafte Briefzustellung“. Die Post sagt dazu: „Wir nehmen jede einzelne Beschwerde unserer Kunden ernst und sind immer bereit, den konkreten Fällen nachzugehen.“
Als Hintergrund der mangelhaften Briefzustellung wird häufig der Personalmangel genannt. Deshalb macht die Post auch vielerorts ihre Filialen zu. Allein in München sollen im kommenden Jahr sechs Postfilialen dichtmachen. Das ärgert viele Münchner. Vor allem die Älteren wissen nicht mehr, wie sie ab kommendem Jahr ihre Postgeschäfte erledigen sollen. „Die Deutsche Post AG hat sich verpflichtet, die gesetzlich geforderte Grundversorgung sicherzustellen“, heißt es bei der Bundesnetzagentur. Viele Bürger sehen sich dagegen nicht mehr richtig versorgt. Nur Roland Kaiser ist ein wenig versöhnt: Anlässlich seines 50-jährigen Bühnenjubiläums werden Briefmarken mit seinen berühmtesten Textzeilen gedruckt.