Eine U-Bahn am Max-Weber-Platz. © Imago
München bekommt eine Nacht-U-Bahn. Der Stadtrat hat gestern dem neuen Leistungsprogramm der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) zugestimmt. Darin sind auch Nacht-Linien vorgesehen.
Ab dem Fahrplanwechsel im Januar werden an Wochenenden und vor Feiertagen die U-Bahnlinien jede halbe Stunde fahren. Die Linien 2, 3 und 5 bieten dann im Zentrum eine gesicherte Umsteigemöglichkeit. Jeweils eine Viertelstunde später verkehren die Linien 1, 4 und 6 ebenfalls so, dass Fahrgäste bequem im Zentrum auf die anderen Linien wechseln können.
„Eine gute Nachricht für Nachtschwärmer“, sagt Grünen-Chefin Mona Fuchs. „Das ermöglicht allen Münchnern, auch denen mit schmalem Geldbeutel, einen sicheren Heimweg.“ CSU-Stadtrat Sebastian Schall: „Die Kassen sind leer und das Schienennetz veraltet – das sind schlechte Voraussetzungen für echte Sprünge. Daher ist es sehr erfreulich, dass die Nacht-U-Bahn kommt. In einer lebendigen, internationalen Großstadt sollte das wichtigste Verkehrsmittel auch nachts fahren.“
Das übrige Leistungsprogramm der MVG für das Jahr 2025 bewertet die CSU allerdings als „enttäuschend“. Stadtrat Schall bemängelt, dass es abseits der Nacht-U-Bahn kaum Verbesserungen des Angebots gebe. „Und das, während die grün-rote Stadtregierung bei jeder Gelegenheit Fahrspuren und Parkplätze für Autos streichen will. Schlechtere Erreichbarkeit, aber kein besserer ÖPNV – das passt einfach nicht zusammen und wird die Verkehrsprobleme weiter verschlimmern“, fürchtet Schall.
Die Grünen wehren sich gegen diese Darstellung und verweisen auf Verbesserungen im Münchner Norden. Hier werde der Takt der U3 nach Moosach verdichtet – in der Hauptverkehrszeit werde diese Linie künftig auch zwischen Olympiazentrum und Moosach alle fünf Minuten bedient. Die Tram 12 werde auf der Parzivalstraße bis Schwabing Nord im Zehn-Minuten-Takt unterwegs sein, außerdem werde die Buslinie 57 nach Freiham verstärkt.
Das reicht nicht, meint der Arbeitskreis Attraktiver Öffentlicher Nahverkehr (AAN). Dessen Sprecher Berthold Maier findet: „Wichtiger als eine Nacht-U-Bahn wäre es, erst einmal die Folgen der Corona-Krise zu beheben: Der gekürzte ‚Takt 10 bis 10‘ beim Metrobus soll immer noch nicht wieder eingeführt werden. Von der dringend erforderlichen Buslinie X5 zur Erschließung Freihams ist auch nichts zu hören. Hier ist eine bessere Priorisierung erforderlich, wenn es mit dem ÖPNV-Ausbau in den nächsten Jahren noch etwas werden soll.“
SKA, MK