Polizei stellt die Bluttat von Milbertshofen nach

von Redaktion

Ein Beamter gibt Testschüsse ab. Auf dem kleinen Foto oben sieht man eine 3D-Kamera, die den Tatort währenddessen filmt. © Yannick Thedens (2)

Wie fiel der Todesschuss von Milbertshofen? Um die Bluttat aufzuklären, bei der am 3. Juni an der Schmalkaldener Straße ein 24-jähriger Münchner erschossen wurde, hat die Polizei gestern mit großem technischen Aufwand ermittelt.

Der Volvo des Opfers steht in der Garageneinfahrt gegenüber von Hausnummer zwölf, der Audi A3 des Tatverdächtigen im rechten Winkel genau davor. Genau wie damals, als sich die beiden Männer, die nicht im Viertel wohnen, hier getroffen hatten. Womöglich planten sie einen Drogendeal, der dann platzte – am Tatort wurden jedenfalls 20 Kilo Cannabis und 800 Gramm Crystal Meth gefunden. Die Ermittler der Mordkommission haben die echten Fahrzeuge nun gestern wieder arrangiert wie am Tattag. Dann ging’s ans Messen und Dokumentieren, so exakt wie irgend möglich. Mit Kameras, Drohnen und Audio-Aufzeichnungen. „Das ist eine außergewöhnliche Maßnahme“, sagt Polizeisprecher Ralf Kästle, „sowas wird für eine Schlägerei auf der Wiesn nicht gemacht.“

Zunächst nehmen Spezialisten mit einer 3D-Kamera vom Typ „Imager 5016“ den Tatort aus verschiedenen Perspektiven auf. „So entsteht ein 3D-Modell, in dem die Ermittler mit einer Virtual-Reality-Brille herumgehen können“, erklärt Kästle. Dann wird es spannend: Mit einer Pistole, die der Tatwaffe exakt gleicht, werden Schüsse abgegeben. Ein Beamter mimt den Täter, setzt sich in den Audi, ein zweiter das Opfer, stellt sich halb gebeugt vor die geöffnete Autotür. Ein Schuss fällt! Dann noch ein zweiter, wie der erste in eine Schussfangkiste gerichtet. Das „Opfer“ steht diesmal weiter weg vom Audi. So bringen die Beamten die Knall-Töne und Spuren am Tatort mit den Aussagen von Zeugen in Einklang. Danach folgt ein Test mit einer Pfefferspraypistole, denn auch eine solche wurde am Tatort gefunden. Zuletzt kreist eine Drohne, sammelt über den Autos viele Daten.

Was aus der Simulation folgt? Und ob der mutmaßliche Täter (Ende Juni bei Heidelberg gefasst) schon etwas zur Tat gesagt hat? Das gab die Polizei gestern nicht preis. Die Anwohner waren zuvor per Flugblatt über die Aktion informiert worden, um Schrecken zu vermeiden.
ISABEL WINKLBAUER

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