INTERVIEW

Servus, Chefin!

von Redaktion

Auf Abschieds-Tour mit der scheidenden Kommunalreferentin Kristina Frank

Eine letzte Runde mit Kristina Frank: Redakteur Sascha Karowski traf sich mit ihr auf dem Elisabethmarkt.

Nachhaltigkeit und Immobilien – beide Themen finden sich im Kommunalreferat. Das baut selbst Wohnungen, etwa für Pflegekräfte in Schwabing.

Blick in die Zukunft und zurück: Kristina Frank trifft Toni Trennhörnchen, das Maskottchen eines Projekts zur Umweltpädagogik. © Martin Hangen (3)

Es sind ihre letzten Tage als Kommunalreferentin. Kristina Frank (43, CSU) wird am 31. Juli aus dem Amt scheiden. Unsere Zeitung hat sie auf einem Rundgang durch Bereiche ihres Referates begleitet und mit ihr über ihre Bilanz und ihre berufliche Zukunft gesprochen.

Frau Frank, wollten Sie schon immer Kommunalreferentin werden?

Ich wollte als Kind immer Richterin werden. Dieses Ziel habe ich am Landgericht München I erreicht. Aber als wir als CSU 2014 das Votum der Münchner bekamen, die Stadt mitzugestalten, war schnell klar, dass dazu auch verschiedene Referate gehören. Mir liegt nicht nur die Juristerei sehr am Herzen, sondern auch die Nachhaltigkeit. Es gibt nur wenige Stellen, bei denen das zusammenkommt. Im Kommunalreferat mit seinen Immobilien, Märkten, den Forsten, der Land- und Abfallwirtschaft ist das der Fall. Daher konnte ich mir Kommunalreferentin gut vorstellen.

Sie sind 2014 in den Stadtrat gekommen, 2016 waren Sie Vize-Fraktionsvorsitzende, 2018 Kommunalreferentin, 2019 kam die OB-Kandidatur, Sie haben ein beachtliches Ergebnis erzielt, Dieter Reiter in die Stichwahl gezwungen. Würden Sie sagen, dass der Karrieremotor danach ins Stocken geriet?

Nein. Überhaupt nicht. Bei der OB-Wahl war klar, dass es unheimlich schwer werden würde gegen den Amtsinhaber. Aufgrund der Corona-Pandemie konnten wir in der heißen Phase und in der Stichwahl kaum Wahlkampf machen. In einer Zeit, in der Menschen eher auf Beständigkeit setzen, ein grüner Hype durch München zog, war es ein großer Erfolg, in die Stichwahl zu kommen. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass die CSU weiter an der Regierung ist. Im Grunde war mir klar, dass es bei einer grün-roten Regierung schwer wird, meinen Posten zu behalten.

Was haben Sie in den sechs Jahren erreicht?

Wir haben beispielsweise mehr Immobilienkäufe realisiert als je zuvor.

Kritiker sagen, das Geld wäre in den Wohnungsbau selbst besser investiert, denn schließlich entstehen so keine neuen Wohnungen.

Das Geld ist in den Erhalt bezahlbaren Wohnraums geflossen. Man muss das eine machen und das andere nicht lassen. Deshalb baut die Stadt seit meiner Amtszeit auch wieder selbst, um neuen Wohnraum zu schaffen.

GWG und Gewofag bauen doch schon lange.

Ja, aber die Stadt selbst nicht. Sie hat Mittel des Freistaats aus dem Kommunalen Wohnraumförderungsprogramm (KommWFP) nicht abgerufen. Diese Mittel gibt es nämlich nur, wenn die Kommune baut, nicht für städtische Gesellschaften. Das habe ich eingeführt. Wir haben zum Beispiel in der Alten Heimat in Laim rund 860 Wohnungen gebaut und saniert. Wir bauen die Bettenhäuser in Schwabing zu Wohnraum für Pflegekräfte um. Und an der Buttermelcherstraße planen wir Ähnliches.

Neben den Immobilien, was haben Sie noch für die Stadt erreicht?

Vielfältiges. Wir haben die Sanierung der Märkte vorangetrieben. Der Elisabethmarkt öffnet im September. Beim AWM war mir sehr wichtig, nicht nur kommunaler Entsorger zu sein, sondern die Umweltpädagogik mit unserem Maskottchen Toni Trennhörnchen und der Marke AWM Kids aufzusetzen. Und das Pilotprojekt ‚Gelbe Systeme‘. Das 500000-Bäume-Programm ist voll im Soll. Die Stadtgüter sind auf Ökolandwirtschaft umgestellt. Und mir war wichtig, das Grundstücksportfolio zu erweitern. Nicht nur in der Stadt. Wir brauchen Ausgleichs- oder Tauschflächen außerhalb.

Was hätten Sie gerne noch erledigt?

Die Märkte komplettiert. Die Beschlussvorlagen zum Wiener Platz und für den Pasinger Viktualienmarkt liegen fertig in der Schublade und harren der Finanzen. Ich hätte auch gern die Entwicklung beim AWM weiter gesteuert. Dort wird sich die Frage stellen, was mit den Gebühren passiert, wenn wir künftig vier Tonnen haben. Und ich hätte gern die günstige Marktsituation bei den Immobilien weiter ausgenutzt.

Was sind die größten Fehler gewesen, die Großmarkthalle?

Nein, warum? Die Halle ist gut im Werden. Wenn man den Investor hört, ist sie vielleicht sogar 2029 fertig. Also früher als unsere Deadline.

Welche Fehler dann?

Bei den Müll-Detektiven etwa hätte die Kommunikation besser laufen können. Das Konzept hat viele in der Politik nur aufgrund der Wortwahl abgeschreckt. Das Gefühl der Beobachtung: Big Brother. Wenn ich mir vorher mehr Gedanken gemacht hätte, wie man das verpackt, dann hätte ich im Stadtrat auch im ersten Anlauf eine Mehrheit bekommen. So mussten wir uns erst die Waste Watcher in Hamburg anschauen, um den Stadtrat zu überzeugen. Und nach Corona war es mir wichtig, Projekte, die jahrelang nicht so zum Zug gekommen sind, voranzutreiben. Gleichzeitig aber auch die Projekte umzusetzen, die ohnehin liefen. Corona hat die Menschen aber geschlaucht. Da habe ich an der einen oder anderen Stelle vielleicht mehr Geschwindigkeit gefordert, als realistisch war. Manchmal ist der Fuß vom Gas nicht so verkehrt.

Apropos Gas geben: Wie geht es jetzt für Sie weiter?

Mein Referat hat zwei Schwerpunkte: Immobilien und Nachhaltigkeit. Ich hatte die positive Situation, dass viele auf mich zugekommen sind und um mich geworben haben.

Zum Beispiel?

Angefangen von Großkanzleien über Stiftungen und Unternehmen aus der Wirtschaft. Auch mit dem Freistaat war ich in guten Gesprächen. So starte ich gleich zum 1. August in der BayernHeim. Denn bevor man in vielen Teilen Bayerns eine bezahlbare Bleibe findet, findet man die Nadel im Heuhaufen. Aber wenig ist so wichtig, wie zu wissen, wo man zu Hause ist – und dass man das jeden Monat zahlen kann. Die drei staatlichen Wohnungsbaugesellschaften leisten dazu einen essenziellen Beitrag. Mit der neu zu gründenden Holding soll der staatliche Wohnungsbau einen zusätzlichen Push bekommen. Für mich heißt das, gemeinsam mit der Geschäftsführung der BayernHeim und in Zusammenarbeit mit Stadibau und Siedlungswerk Nürnberg die neue Holding aufs Hochgeschwindigkeitsgleis zu setzen. Ich freue mich, dazu mit meiner Erfahrung und meinem Wissen einen wichtigen Beitrag leisten zu können.

Wie steht es um ein politisches Mandat, gehen Sie auf die Liste für die Stadtratswahl?

Es ist gut, wenn eine Volkspartei zeigt, dass sie eine Volkspartei ist, also verschiedene Gesichter mit unterschiedlichen Kompetenzen ins Rennen schickt. Ich werde meine Partei auf alle Fälle unterstützen, ob auf der Stadtratsliste oder an der Seitenlinie.


INTERVIEW:

SASCHA KAROWSKI