Schulranzen werden zum Luxusgut

von Redaktion

Die bayerischen Sommerferien haben zwar erst begonnen, insbesondere die künftigen Erstklässler und ihre Eltern schielen aber schon auf den Schulstart am 10. September. Die Familien müssen im Vorfeld einiges anschaffen. Und das geht ins Geld.

Peter Weber in seinem Schulranzengeschäft.

Hochmodern: Ein Schulranzen mit verstellbarem Rückensystem kann ganz schön ins Geld gehen.

Schulranzenkauf: Kundin Gülsah Cagirici mit ihrem Sohn © Martin Hangen (3)

Die Ausgaben sind zum Teil enorm: Allein für einen Schulranzen blättert man heute gerne mal unglaubliche 280 Euro oder mehr hin. Ist das gerechtfertigt? Die horrenden Preise waren sogar bereits Thema beim Bundeskartellamt.

Jedes Jahr würden die Ranzen mindestens zehn Euro teurer werden, sagt Peter Weber vom Schulranzengeschäft Weber in der Maxvorstadt. „Langsam ist ein Preisniveau erreicht, wo auch wir Händler eine Schallgrenze sehen.“ Der Einzelhandel rechnet zum neuen Schuljahr mit Umsätzen in Höhe von 702 Millionen Euro – im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von acht Prozent, das berichtet das „Börsenblatt“.

„280 Euro für einen Schulranzen ist schon eine Hausnummer“, gibt Weber zu. Immerhin: Bei den teureren Top-Marken kauft man gleich ein ganzes Set. Im Preis inbegriffen sind oft bereits gefüllte Mäppchen, ein Schlampermäppchen und ein Turnbeutel. Dafür zahle man allein auch schon an die 80 Euro.

„Und man muss sagen: Im Vergleich zu früher sind die Ranzen auch wesentlich aufwendiger gemacht – hier müssen bis zu 70 Einzelteile zusammengenäht werden.“ Zudem seien sie leichter, robuster und technisch aufwendiger geworden: Durch ein Rückensystem bei den Top-Marken etwa kann der Ranzen mit dem Kind mitwachsen.

Die Hersteller stecken heutzutage viel Geld ins Marketing und die Entwicklung von Zusatzartikeln. Denn ein Schulranzen ist nicht mehr nur ein Gebrauchsgegenstand, er ist ein Lifestyle-Produkt. Es gibt passende Geldbeutel oder Schirme, die Ranzen können mit Buttons mit Klettverschluss oder Magneten dekoriert werden. Dafür kann man sogar eigene Sammelalben kaufen.

Klar gebe es auch günstigere Varianten um die 150 Euro, sagt Verkäufer Peter Weber. Aber da sei die Qualität sichtbar schlechter: Es gebe kein verstellbares Rückensystem, die Träger seien dünner, der ganze Ranzen nicht so stabil. Er hat dennoch einen Spar-Tipp: Da die großen Hersteller jedes Jahr neue Kollektionen herausbringen, könne man im Herbst alte Modelle kaufen. „Da spart man 20 bis 25 Prozent.“ Wem auch das noch zu viel ist: Bedürftige Münchner haben die Möglichkeit, beispielsweise über Initiativen wie „Bunte Münchner Kindl“ oder die Münchner Tafel Unterrichtsmaterialien zu erhalten.

Qualität hat ihren Preis. Ob die Preise dennoch überzogen sind, wissen wahrscheinlich nur die Hersteller selbst. Das Bundeskartellamt hat vor drei Jahren gegen einen Schulranzen-Hersteller eine Geldbuße in Höhe von insgesamt rund zwei Millionen Euro verhängt. Dem Unternehmen wurde vorgeworfen, Händler beim Vertrieb von Schulranzen und Rucksäcken in ihrer Preisgestaltung eingeschränkt zu haben.

„In diesem Fall soll der Hersteller Mindestpreise an die Händler weitergegeben haben“, sagt Sonja Neumann, Rechtsreferentin bei der Verbraucherzentrale Bayern. „Aber eine Preisbindung ist verboten. Der Hersteller darf nur unverbindliche Preisempfehlungen angeben.“

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