Renate Maltry, Expertin für Familienrecht. © imago
Die Ringe haben ausgedient, es kommt zur Trennung. Dabei gibt es viele Hürden. Eine Anwältin hat 14 Scheidungsfälle aus ihrer Münchner Praxis in einem Buch beschrieben. © Panthermedia
Im vergangenen Jahr wurden bundesweit fast 22 000 Ehen im Jahr der Silberhochzeit oder später geschieden. Eine Münchner Rechtsanwältin gibt zusammen mit einem Psychologen Tipps, wie man diese herausfordernde Lebensphase gut bewältigt.
Anwältin Renate Maltry, spezialisiert auf Scheidungen, hat selbst eine Trennung erlebt und ist seit 30 Jahren in zweiter Ehe glücklich verheiratet. Zusammen mit dem Familientherapeuten Heinz-Günter Andersch-Sattler hat sie das Buch „Doch noch scheiden oder weiter leiden? Trennung und Scheidung in der Lebensmitte“ geschrieben. „Dieses Buch ist mein persönliches Zeugnis davon, dass es Wege aus der Dunkelheit gibt und dass das Glück oft jenseits der Angst liegt“, sagt sie. Es soll Mut machen, „sich den schwierigen Fragen Ihres Lebens zu stellen und zu erkennen, dass eine Trennung, so schmerzhaft sie auch sein mag, der Schlüssel zu einem erfüllteren Dasein sein kann“. Maltry stellt in anonymisierter Form 14 Scheidungsfälle aus ihrer Münchner Praxis vor. Der Therapeut erklärt dann aus seiner Sicht, was bei den betreffenden Paaren schiefgelaufen ist. Die lebenspraktischen Beispiele sollen helfen, die juristischen Zusammenhänge besser zu verstehen, um möglichst besonnen zu handeln, so die Anwältin.
Bei Klara und Heinz ging die Ehe in die Brüche, als sich Klara während der Corona-Zeit Verschwörungstheorien zu eigen machte und zu keiner Diskussion mehr bereit war. Xaver stellte sich das Alter in einem noblen Seniorenheim vor, wo er von reizenden, ungebundenen Frauen umschwärmt werden würde. Er meldete sich und seine Frau Margot an, ohne sie zu informieren. Margot jedoch hatte völlig andere Vorstellungen davon, wie sie ihr Alter gestalten wollte. Ein schickes Seniorenheim gehörte nicht dazu. Und auch das gibt es häufiger, als womöglich gedacht: Jakob entdeckte seine Homosexualität, Beate erlebte Gewalt in der Ehe.
Gründe für eine Trennung gibt es also genug, auch wenn einige der von Renate Maltry vorgestellten Paare eine Scheidung eher nicht auf der Agenda hatten. Die Juristin erklärt, wie man eine Ehe persönlich und juristisch gut trennt, wenn es in der Lebensmitte keine andere Möglichkeit mehr gibt. Damit es erst gar nicht zu einer Trennung kommt, rät sie dazu, Beziehungsverträge bewusst zu machen und anzupassen. Das sind, wie Maltry sagt, „ungeschriebene und oft sogar unausgesprochene Annahmen über das Zusammenleben, die zwischen Ehegatten im Laufe des gemeinsamen Lebens entstehen“. Ehepaare sollen ihrer Meinung nach immer wieder darüber sprechen, wie sie sich das gemeinsame Leben und die Zukunft vorstellen, damit es nicht zu schwer behebbaren Missverständnissen kommt.
Wenn es Krisen oder Spannungen in der Ehe gibt, empfiehlt die Fachanwältin dringend, rechtzeitig eine professionelle Ehe- und Paarberatung aufzusuchen. Das kann ihrer Meinung nach eine Eskalation der Situation vermeiden. Sollte sich herausstellen, dass man sich besser trennt, dann könne man auch den Trennungsprozess therapeutisch begleiten lassen. Maltry hält viel von Eheverträgen, denn damit lasse sich ein Rosenkrieg vermeiden. „Nutzen Sie diese Möglichkeit auch in Krisenzeiten“, rät sie. Übrigens: Eheverträge kann man vor der Ehe, aber auch noch währenddessen abschließen.
CHRISTIANE LAUDAGE