Gefährlicher Genuss

von Redaktion

Die Schwammerl-Saison steht vor der Tür. Doch das Hobby birgt auch Gefahren. Schon jetzt sind beim Münchner Giftnotruf 179 Anrufe eingegangen. Das sind die Tipps vom Experten.

Der Hexenröhrling: gekocht essbar, roh giftig. © privat

Hochgiftig: Der Grüne Knollenblätterpilz. © dpa

Der essbare Frauentäubling wird gerne verwechselt.

Beim Pilze-Sammeln ist Wissen und Erfahrung gefragt. © Silas Stein/dpa

Viel Regen und Sonne satt: Das feuchtwarme Wetter der vergangenen Wochen ließ die Schwammerl sprießen, und das lockt die Menschen scharenweise in die Wälder. Pilze-Suchen scheint für immer mehr Städter ein Hobby zu sein. Aber Obacht: Der Verzehr von ungenießbaren oder gar giftigen Pilzen kann gravierende gesundheitliche Folgen haben. Die Zahl der Anrufe beim Giftnotruf wegen Verdachts auf Pilzvergiftung ist alarmierend hoch. Dabei hat die Schwammerl-Saison gerade erst begonnen.

Auch beim Verein für Pilzkunde München beobachtet man: Schwammerl-Suchen wird immer beliebter. „Wir haben seit einigen Jahren einen sehr starken Zulauf zu unserem Verein, sodass wir Neuaufnahmen beschränken müssen“, sagt Vorstandsmitglied Georg Dünzl. Der Pilzkundler und seine Kollegen beraten Sammler ab Montag ehrenamtlich an zwei Stellen in der Stadt. Das Interesse dürfte groß sein. „Aufgrund der bisherigen feuchtwarmen Witterung wachsen schon seit einigen Wochen mehr Pilze als in den vorangegangenen Jahren“, teilt Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) mit. Beliebte Speisepilze wie Hexen- und Maronenröhrlinge, Reherl und Steinpilze sprossen schubweise aus dem Boden. „Viele Stellen sind geplündert“, sagt Dünzl. Im Moment herrsche eine kleine Flaute, weil es zu heiß sei. „Die Pilze stellen bei über 25 Grad weitgehend das Wachstum ein.“

Rund 8000 Pilzarten gibt es in Bayern. Etwa 100 sind gesundheitsschädlich, eine Reihe wird als tödlich eingestuft; allen voran der Grüne Knollenblätterpilz, der für mehr als 90 Prozent der tödlich verlaufenden Pilzvergiftungen in Deutschland verantwortlich ist. Die Gefahr einer Verwechslung für Unkundige, beispielsweise mit dem grün gefärbten Frauentäubling oder einem Champignon, ist groß. Wer sich nicht sicher ist, sollte einen Pilz im Zweifel immer stehen lassen, mahnt Dünzl. Denn Fehler passieren schnell – das zeigen die Zahlen: 179 Anrufe beim Giftnotruf München habe es wegen Verdacht auf Pilzvergiftung zum Saisonstart bereits gegeben. Übelkeit, Bauchschmerzen oder Erbrechen können nach dem Verzehr der Schwammerl Symptome sein. „Auf keinen Fall sollte man versuchen, die Symptome selbst mit Medikamenten oder Hausmitteln zu behandeln. Das könnte eine Vergiftung sogar noch verschlimmern“, warnt Gerlach.

Dünzl rät, im Zweifel „lieber zu verzichten“. Seiner Erfahrung nach machen ungenießbare Speisepilze die meisten Probleme, weil sie die Leute falsch lagerten oder bereits vergammelt aus dem Wald holten. Das fange schon beim Sammeln an: „Plastiktüten sind tabu.“ Und: „Pilze dürfen nicht wie Obst gelagert werden, sondern wie Fleisch oder Wurstwaren – im Kühlschrank.“

Hier werden Sie beraten

Die Pilz-Beratungsstelle befindet sich im Innenhof des Rathauses (erreichbar über die Pforte am Fischbrunnen). Öffnungszeiten: montags, 10 bis 13 Uhr und 16.30 bis 18 Uhr. Im Pasinger Rathaus wird montags, 8.30 bis 11.30 Uhr, beraten. Infos: pilze-muenchen.de

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