Erst Kiffen, dann hinters Lenkrad? Das kann teuer werden. Denn seit gestern gibt es neue Regeln für Cannabis im Straßenverkehr. Jetzt gilt am Steuer der Grenzwert von 3,5 Nanogramm Tetrahydrocannabinol (THC) – das entspricht etwa 0,2 Promille Alkohol. Damit läge die „Berauschungsgrenze“ für Kiffer deutlich unter der von Alkoholkonsumenten, denn die dürfen 0,5 Promille im Straßenverkehr haben.
Doch lässt sich das ähnlich abschätzen wie beim Alkohol? Dr. Ulrich Voderholzer von der Schön-Klinik Roseneck sieht das eher kritisch: „Der THC-Gehalt im Cannabis ist sehr angestiegen.“ Auch könnten viele den Konsum nicht so steuern. Was schon seit Längerem bekannt ist, dass Cannabis – wie auch Alkohol – die Reaktionsfähigkeit verlangsamt. Das kann vor allem im Straßenverkehr gefährlich werden. Deshalb gilt in der zweijährigen Führerschein-Probezeit und für unter 21-Jährige Cannabis-Verbot. Bei Verstößen wird in der Regel ein Bußgeld von 250 Euro verhängt.
Bei der Münchner Polizei heißt es: „Der neue THC-Grenzwert hat keine Auswirkungen für die bestehende polizeiliche Kontrollpraxis beim Verdacht auf Cannabis im Straßenverkehr. Das ist eine Sache, die dann später, wenn die Analyse der Blutprobe fertig ist, eine Rolle spielt bei der justiziellen Verfolgung der Straftat oder der Ordnungswidrigkeit.“ Kontrolliert wird nach wie vor per Urin- oder Bluttest, wenn die Polizei bei einer Verkehrskontrolle den Eindruck hat, jemand stünde unter Cannabis-Einfluss.
Jetzt gilt: Wer vorsätzlich oder fahrlässig mit 3,5 Nanogramm THC oder mehr je Milliliter Blut unterwegs ist, riskiert in der Regel 500 Euro Bußgeld und obendrein einen Monat Fahrverbot. Wenn zum Kiffen auch noch Alkohol dazukommt, drohen nicht 500 Euro Bußgeld, sondern 1000, plus ein Monat Fahrverbot. Ausnahmen gibt es nur bei medizinischen Indikationen.
Und wie läuft es sonst in München seit der Freigabe? Die eingeführten Cannabis-Verbote in Biergärten oder auch im Englischen Garten scheinen weitgehend eingehalten zu werden. Verstöße in großem Umfang sind jedenfalls nicht bekannt. Auch die Innenstadtwirte geben Entwarnung: „Wir haben überhaupt keine Probleme mit Kiffern. Vor der Legalisierung hatten wir uns Sorgen gemacht, aber es gab bisher überhaupt keine Vorkommnisse“, berichtet Gregor Lemke, Vorsitzender der Münchner Innenstadtwirte.
Der nächste Stresstest für das Cannabis-Verbot in Biergärten und auf Volksfesten wird das Oktoberfest. Kaum zu erwarten, dass Kiffen dort ein großes Thema wird, schließlich setzen die meisten Besucher der Wiesn traditionell auf ein anderes Rauschmittel.
GABRIELE WINTER