Visitenkarte der Stadt: Die Schützenstraße verbindet den Hauptbahnhof mit dem Stachus. © openstreetmap contributors
Juwelier Ajeel Abdulrazaq ist enttäuscht.
Apotheker Vladimir Georgiev glaubt, dass die Schützenstraße, auch mit neuen Blumenkübeln, auflebt.
„Maßnahme zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität.“ In der Schützenstraße stehen jetzt Beton-Blumenkübel. © Marcus Schlaf (3)
Diese Straße ist so etwas wie die Visitenkarte der Stadt – die Schützenstraße verbindet den Hauptbahnhof mit dem Stachus. Durch den Abriss der Bahnhofsschalterhalle verirren sich zwar weniger Besucher hier her, das hat der Straße allerdings auch nicht unbedingt gutgetan. Der Bereich hat ohnehin schon viel erlebt – und sich vor allem nach dem Benko-Beben, das die Ruine des Ex-Karstadt zurückgelassen hat, nie so richtig erholt. Die einst lebhafte Geschäftsstraße war mit Bauzäunen verschandelt, Dreck sammelte sich, vor den Gebäuden lagerten Obdachlose. Fußgänger gab es (vor allem nachts) kaum. Die Folge: Viele ansässige Geschäfte mussten schließen. Im Februar hatte Münchens Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) angekündigt, die Situation zu verbessern: Foodtrucks, Freischankflächen und Lichtinstallationen. Sogar von einer Pop-up-Diskothek war die Rede. Davon ist nichts zu sehen. Dafür aber Blumenkübel und verkleidete Bauzäune. Das Baureferat spricht auf Anfrage von „Verbesserung der Aufenthaltsqualität“ durch „Pflanzgefäße und optischer Abgrenzung“ sowie der Sanierung des Myrten-Brunnens. Außerdem sei die Beleuchtung erneuert worden und die Straßenreinigung öfter vor Ort.
Juwelier Ajeel Abdulrazaq von der Schützen-Goldstube ist von den Maßnahmen der Stadt enttäuscht. Noch immer hätten die Bauarbeiten und der Leerstand großen Einfluss auf das Geschäft. Besonders die Baustellenfahrzeuge seien ein Problem: „Die ganze Straße ist ein einziger Parkplatz“ sagt der 37-Jährige. So kämen einfach nicht genug potenzielle Kunden vorbei. Weitere Geschäftsinhaber aus dem Umfeld berichten Ähnliches. Apotheker Vladimir Georgiev ist derweil hoffnungsvoller. Der 42-Jährige, der vor zwei Monaten die Schützen-Apotheke übernommen hat, ist zuversichtlich, dass die Schützenstraße ihre dunkelsten Zeiten hinter sich hat. „Ansonsten hätte ich die Apotheke wohl kaum übernommen“, sagt Georgiev.
Die verkleideten Bauzäune jedenfalls hielten Obdachlose davon ab, unter dem Vordach des Karstadt-Gebäudes zu lagern, und auch der fertiggestellte Königshof sei ein Lichtblick für die Gegend. „Inzwischen sehe ich selbst beim Nachtdienst wieder deutlich mehr Passanten“, meint der Apotheker. Er finde es zwar schade, dass die Stadt die Pläne für den Sommer nicht umgesetzt hätte, und auch die Beleuchtung sei verbesserungsbedürftig – die Verwaltung könne aber schon bald nachbessern. Schließlich naht der Winter – und mit ihm die Weihnachtsmärkte.