Das Radl huckepack am Fuße des Friedensengels. Schauspieler Thorsten Nindel kommt sportlich zum Interview mit Ulrike Schmidt (Foto re.). © Achim Schmidt (2)
Mit Ex-Freundin Saskia Valencia auf der Bühne. © Schneider-Press/Erwin Schneider
Nindel mit Freundin Katharina Fusban. © API (c) Reekers
Thorsten Nindel als Zorro mit Stefanie Mühle. © WDR/Seip
Als früherer Leistungssportler im Rudern, liebt Thorsten Nindel das Wasser, vor allem die Isar. © Achim Schmidt
Wer an die Sommer seines Lebens denkt, erinnert sich mit allen Sinnen an prägende Ereignisse, die das ganze Sein nachhaltig verändert haben. Unsere Gesellschaftsredaktion hat sich mit bekannten Persönlichkeiten über ihre Sommer des Lebens unterhalten …
Eigentlich ist Thorsten Nindel (59) seit 31 Jahren ein Gesicht der Stadt München, doch auf roten Teppichen und Partys trifft man den TV- und Bühnenstar selten. „Ich bin da kein großer Fan von, ich werd’ da sehr schüchtern. Im Eigenmarketing war ich immer schon schlecht.“ Dabei hat Nindel ein strahlendes und einnehmendes Wesen, wie er da so anrauscht im blauen Cord-Anzug mit seinem Designer-Fahrrad am Fuße des Friedensengels, wo wir uns am Brunnen treffen. Denn Wasser ist sein Elixier – als ehemaliger Leistungssportler im Leichtgewichtsrudern.
Der Fernsehzuschauer kennt Thorsten Nindel u.a. als Zorro aus der „Lindenstraße“, als Christian Krüger von „Sturm der Liebe“, aber auch von zahllosen anderen Fernsehserien und -filmen; dazu spielt er viel Theater, derzeit wieder bei den Bad Hersfelder Festspielen. Man weiß aber auch: Der Vater einer erwachsenen Tochter (30) kämpfte 2014 gegen Lungenkrebs. Er hat es geschafft! Doch das war beileibe nicht der Sommer seines Lebens, obwohl er zunächst einmal jedem Sommer die Chance gibt, so ein Sommer zu werden. „Du bekommst die Diagnose und guckst blöd aus der Wäsche“, beschreibt der gebürtige Ostwestfale die Situation. „Vor allem hatte ich die Verantwortung für mein damals noch nicht ganz selbstständiges Mädchen.“ Seiner Tochter galt die ganze Sorge. „Es stellte sich aber dann heraus, dass es eine andere Form von Krebs war als zunächst angenommen. Eine besser behandelbare.“ Drei Monate Chemo – das war es dann. „Nicht schön, aber machbar.“
Zehn Jahre ist das jetzt her – im Dezember wird Nindel 60. Er bleibt überzeugter Optimist. „Ich habe Angst vor Spritzen, vor Massenschlägereien und dass mir der Himmel auf den Kopf fällt“, sprudelt es aus ihm heraus. Sonst vor nichts. Alles darf man ihn fragen. Nach seiner Liebe, die er seit 24 Jahren mit der TV-Produzentin Katharina Fusban (58) hat – wenige Jahre unterbrochen durch die Beziehung mit Kollegin Saskia Valencia (60).
Mit der Mutter seiner Tochter lebte er nur sechs Jahre zusammen, es war die Zeit am Residenztheater, als er Charakterrollen spielte. „Damals war ich komplett überfordert. Familie, München, wenig Geld. Abends ,Romeo und Julia‘, ,Leonce‘ oder ,Der Widerspenstigen Zähmung‘, und morgens hab ich im Ysenegger für die horrende Miete gejobbt, hab Frühstück für die Gäste gemacht. Unser Kind schrie, auch die Frau war überfordert – furchtbar!“ Auch kein Sommer des Lebens. Aber die Konsequenz eines Sommers des Lebens.
Der war 1985. Aufnahmeprüfung an der Hannover’schen Schauspielschule. Und: geschafft! „Das war wie ein einziger Rausch!“, beschreibt er sein Hochgefühl. „Ich war ein schulischer Versager und wollte eigentlich auf der Volkshochschule meinen qualifizierten Realschulabschluss nachholen, wo viele meiner Mitschüler nebenan in der Kantine der Hochschule für Musik und Theater in Hannover jobbten. Das wollte ich auch, doch die schickten mich ins Betriebsbüro des Staatstheaters weiter, wo ich einen Komparsen-Job bekam. Hammer! 10 Uhr fangen die an, Johanna Gastdorf als junge Schauspielerin“, erinnert sich Nindel an die vibrierenden Tage, die eine neue Zeit ankündigten. „Tage später fragte mich der Regieassistent, ob ich nicht Kleindarsteller werden wollte – mit mehr Geld und mehr zu tun. Pro Probe 80 Mark und pro Vorstellung 100 Mark. Ich war reich!“ Die Profi-Kollegen legten ihm schließlich die Schauspielschule ans Herz. „Das wurde der Sommer meines Lebens!“
Und Nindel bald berühmt – als Zorro in der „Lindenstraße“. „Es war mir von Anfang an klar, dass ich einen eher kommerziellen Weg zu gehen habe“, meint Nindel nüchtern. Er verfolgte auch nie ein erklärtes Ziel, Nindel lässt sich gern treiben und mag jede Überraschung. „Ich hab keine Lebensagenda. Gesund sterben, das ist mein einziges Ziel.“
Fotos hat er auch nur sehr wenige. „Heute dokumentieren alle ihr eigenes Leben, ich hab mein Leben gelebt und nicht fotografiert.“ Auch nicht die Sommer seines Lebens. Sein liebstes Sommerziel: der Golfclub Beuerberg. „Nicht, weil ich auf Golf stehe. Du schaust da auf die Südalpen und Howard Carpendale, der seinen Golfwagen über das Grün zieht, während sich alte Männer streiten. Und ich esse ein überteuertes Schnitzel und freue mich!“
ULRIKE SCHMIDT