Deutsche „Reichsbürger“ versammelten sich am Samstag auf dem Königsplatz.
Gestern gab es auf dem Königsplatz dann eine Kundgebung zum Antikriegstag.
Der Marienplatz war voll: In sengender Hitze fand am Sonntag das „Friedensfestival“ statt. © Marcus Schlaf (3)
Nicht nur die Sonne brannte an diesem letzten August-Wochenende vom Himmel. Auch am Boden wurden flammende Reden auf Münchens prägnanten Plätzen in die Mikrofone geschmettert. Königsplatz und Marienplatz wurden für Verschwörungsideologien und rechtes Gedankengut vereinnahmt. Parallel gab es Gegendemonstrationen.
Es sind Bilder, die befremden: Hunderte demokratiefeindliche „Reichsbürger“ marschierten mit gehissten Flaggen über den Königsplatz. Laut Polizei waren es in der Spitze rund 500 Teilnehmer aus dem ganzen Bundesgebiet, die sich am Samstag in München trafen, um für ein „Deutsches Reich“ in den Grenzen von 1871 zu demonstrieren. Die sengende Hitze hatte viele Teilnehmer verfrüht die Segel streichen lassen. Die Abschlusskundgebung fand um 17 Uhr wieder am Königsplatz statt.
Der Deutsche Gewerkschaftsbund hatte zu einer Gegendemo aufgerufen. Unter dem Motto „Kaiserschmarrn nur auf den Teller – Kein Platz für Reichsbürger!“ gingen mehrere dutzend Teilnehmer nahe dem Lenbachhaus auf die Straße.
Deutlich größer fiel am Sonntag das „Friedensfestival“ des Bündnisses „München steht auf“ aus. „Wir kommen aus einer Zeit, wo die Freiheit eingeschränkt war. Da ist dieses Bündnis entstanden“, sagte einer der Veranstalter zu Beginn. Laut Polizei versammelten sich in der Spitze über 3500 Teilnehmer um 14 Uhr in sengender Hitze auf dem Marienplatz.
Veranstalter waren Gruppen aus der einstigen Querdenker-Szene. Zahlreiche teils prominente Redner brachten mitunter per Video-Botschaft krude Thesen unter die Zuschauer: Eingeladen war etwa die umstrittene Politikwissenschaftlerin und Publizistin Ulrike Guérot, die als Corona-Leugnerin gilt.
Der 1. September als Versammlungstag ist nicht zufällig gewählt: An diesem Tag im Jahr 1939 griff das nationalsozialistische Deutschland Polen an – der Beginn des Zweiten Weltkriegs. Traditionell demonstrieren Gewerkschaften an diesem Datum, dem Antikriegstag, für Abrüstung und Frieden. Eine Sprecherin von „München steht auf“ nahm auf den Tag als Weltfriedenstag „in der positiven Version“ Bezug, an dem es darum ging, die Öffentlichkeit zu mobilisieren, für den Weltfrieden einzutreten.
Zeitgleich fand auf dem Königsplatz unter dem Motto „Nie wieder Faschismus und Krieg!“ eine Kundgebung statt, zu der die Gewerkschaft Verdi gemeinsam mit dem Münchner Friedensbündnis aufgerufen hatte. Laut Mitteilung waren nicht nur die gewerkschaftliche Tradition, den Antikriegstag zu begehen, sowie die gegenwärtigen Kriege Anlass für die Demo, sondern auch die Versammlung am Marienplatz. Rund 350 Personen nahmen teil. Laut Polizei verliefen alle Veranstaltungen „störungsfrei“.
DANIELA POHL