Dr. Bernd Hochberger wird Sparkassen-Chef.
Führungswechsel in der Stadtsparkassen-Zentrale im Tal (rechtes Foto): Der Vorstandsvorsitzende Ralf Fleischer (li.) tritt zurück. © Oliver Bodmer
Personeller Paukenschlag bei der Stadtsparkasse München (SSKM): Ralf Fleischer (60) räumt den Chefsessel. Der langjährige Vorstandsvorsitzende hat seinen Rücktritt zum 30. April 2025 angekündigt – wegen einer Herzerkrankung. Seinen Job übernimmt Dr. Bernd Hochberger. Der 54-Jährige gehört dem SSKM-Führungsgremium bereits seit 2012 an, ist damit das dienstälteste Mitglied. Außerdem im Vorstand: Fleischer, Stefan Hattenkofer und Sabine Schölzel.
Auch für die meisten der 2316 Mitarbeiter von Deutschlands viertgrößter Sparkasse kam die Rücktrittsankündigung am Mittwochnachmittag überraschend. Der erfahrene Bank-Boss gilt in der Belegschaft als beliebt, obwohl er in den vergangenen Jahren auch unangenehme Entscheidungen wie Filialschließungen und eine Streichung von Führungs-Jobs verantworten musste.
Dafür erhält er zwar mit mehr als 600 000 Euro ein stattliches Jahresgehalt, muss aber auch enorm viel arbeiten. Mitarbeiter berichten, dass er nicht selten auf 60 bis 80 Stunden pro Woche kommt. Jetzt hat er die Notbremse gezogen und folgt der Überlebensmaxime: Gesundheit ist wichtiger als Geld.
Der medizinische Hintergrund: Fleischer leidet an der Koronaren Herzkrankheit (KHK), die schlimmstenfalls zu einem Herzinfarkt, Herzmuskelschwäche und zum plötzlichen Herztod führen kann. Der GAU im menschlichen Maschinenraum entwickelt sich in der Regel in einem schleichenden Prozess mit zunehmendem Risiko. Deshalb dürfte der Münchner Top-Manager – wie bei solchen Krankheitsgeschichten in Verbindung mit einem hochstressigen Job üblich – der eindeutigen Empfehlung seines Arztes gefolgt sein, schleunigst kürzerzutreten.
„Stress kann – vor allem in Verbindung mit weiteren Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes, erhöhten Cholesterinwerten, Übergewicht, Bewegungsmangel und Rauchen – dazu führen, dass Cholesterinablagerungen an den Gefäßinnenwänden einreißen und eine der Herzkranzarterien verschließen“, erläutert der Präventionsmediziner und Kardiologe Professor Martin Halle von der TU München.
Wobei Fleischer Nichtraucher und als Sparkassen-Chef dafür bekannt ist, dass ihm Gesundheitsvorsorge in der Belegschaft besonders am Herzen liegt. Möglicherweise will er bei sich selbst künftig stärker darauf achten – auch im Sinne seiner Familie. Fleischer ist verwitwet und hat drei Kinder.
Oberbürgermeister Dieter Reiter und SSKM-Verwaltungsratschef Dieter Reiter (SPD) reagierte mit Bedauern und Verständnis: „Ich hätte gerne noch länger mit Ralf Fleischer zusammengearbeitet. Er hat unsere Stadtsparkasse sicher durch die schwierigen Jahre der Nullzinsphase gesteuert, modernisiert und gestärkt.“ Vom Erfolg der städtischen Tochter (Bilanzsumme 23 Milliarden Euro) profitiert auch die Stadt, im letzten Jahr betrug das Jahresergebnis 48 Millionen Euro.
ANDREAS BEEZ