Oft wühlen Wildschweine auf dem Waldfriedhof und verwüsten Gräber. © dpa
CSU-Stadtrat Matthias Stadler auf dem Waldfriedhof. © Martin Hangen
Tiere haben Wurzeln eines Baumes freigelegt. Bereits seit Jahren gibt es Berichte über Wildtierschäden auf mehreren Friedhöfen in München. © Martin Hangen
Zerstörte Bepflanzung und kaputter Grabschmuck: Für die Hinterbliebenen ist das eine emotionale und finanzielle Belastung.
Aufgewühlte Gräber: Immer wieder beschädigen Wildtiere Grabstätten auf städtischen Friedhöfen, in Hauptverdacht: die WildsauCSU/FW-Fraktion (2)
Ein umgekippter Blumentopf, aufgewühlte Gräber, Hufabdrücke in der Erde: Auf dem Waldfriedhof war die Sau los! Und ja: Das ist wörtlich gemeint. Wildtiere stören die letzte Ruhe im Südwesten der Stadt. Die Stadtfraktion von CSU und Freien Wählern (FW) hat jetzt einen Antrag ans Gesundheits- und Kreisverwaltungsreferat gestellt. Sie fordert: Damit muss Schluss sein.
Der Vorfall war nicht der erste dieser Art. Bereits seit Jahren gebe es Berichte über Wildtierschäden auf mehreren Friedhöfen, so die Politiker. Und: In den letzten Wochen sei es besonders schlimm gewesen. Beliebtester Saustall dabei: der Waldfriedhof.
Der Waldfriedhof ist mit 161,32 Hektar der größte Friedhof der ganzen Stadt, hier liegen rund 64 500 Grabstätten. Zwischen 1899 und 1907 wurden die Gräber in einem Wald angelegt. Mittlerweile ist das parkähnliche Gelände zwar weitgehend von Wohngebieten und Straßen umgeben, aber Waldbewohner sind immer noch da, vor allem nachts. Neben Wildschweinen ist auch die Rede von Füchsen und Mardern.
Das Gesundheitsreferat, das für die städtischen Friedhöfe zuständig ist, liegt im dauerhaften Duell mit dem wilden Leben, lässt die Friedhöfe bejagen. Eine Sprecherin sagt: „Die Aufgabe der städtischen Friedhöfe in München ist der Erhalt und die Förderung der wilden Tier- und Pflanzenwelt. Jedoch muss der Bestattungsbetrieb sowie der Friedhof als Trauer- und Gedenkort als primäre Aufgabe uneingeschränkt aufrechterhalten bleiben.“
Das klappt offenbar nicht durchgängig. Angehörige stehen immer wieder vor verwüsteten Gräbern. Für die Hinterbliebenen ist das sowohl eine emotionale als auch eine finanzielle Belastung.
Deshalb fordern CSU und FW ein effektives Konzept zum Schutz der Gräber. Sie wollen Infos über bisherige Maßnahmen sowie Zahlen zu Vorfällen und Schadenshöhen. Dabei sind aus CSU-Sicht nicht nur Grabschutz und die Bedürfnisse der Angehörigen wichtig, sondern auch Tier- und Naturschutz. Stadtrat Matthias Stadler: „Die Stadt muss handeln. Wo Gräber beschädigt werden, muss etwas getan werden. Dazu gehört, die Balance der Bedürfnisse von Mensch und Tier auch auf dem Friedhof zu wahren.“
HANNAH JUNG