Justizplan gegen Jugendbanden

von Redaktion

Insgesamt 5890 Euro hatte ein junger Münchner in seiner Jackentasche. Das Geld wurde beschlagnahmt.

Gehört jetzt dem Staat: 4300 Euro, versteckt von einem 18-Jährigen in einem Handschuh. © Polizei München (2)

Greift hart durch gegen Jugendbanden in München: die Leitende Oberstaatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl. © SIGI JANTZ

Sie dealen, rauben, klauen – und machen sich mit ihrer Beute ein schönes Leben. Vorbei! Jetzt treffen die Behörden in München kriminelle Jugendliche da, wo‘s weht tut– und nehmen den Banden ihr Bargeld weg.

Seit Juni 2023 gibt es das Pilotprojekt von Staatsanwaltschaft München I, Polizei und der Zentral- und Koordinierungsstelle Vermögensabschöpfung Bayern (ZKV). Die Idee laut ZKV-Chefin Hildegard Bäumler-Hösl: „Straftaten dürfen sich nicht lohnen. Auch wenn den Tätern eine konkrete Straftat nicht nachgewiesen werden kann, können wir sie durch die selbstständige Einziehung von illegal erlangten Vermögenwerten empfindlich treffen und insbesondere Jugendlichen und Heranwachsenden frühzeitig das Handwerk legen.“

So zog die Polizei 2023 bei 17 Jugendlichen insgesamt 50 170 Euro ein. Die fließen jetzt in die Staatskasse. Drei aktuelle Fälle zeigen, wie Jugendbanden geknackt werden können.

Die 17500-Euro-Frau: Im Sommer 2023 kontrollierten Polizeibeamte eine 18-Jährige. Sie war arbeitslos, hatte aber 17 500 Euro in 500-Euro-Scheinen in ihrer Handtasche. Woher das Geld kam, konnte sie nicht sagen, war außerdem mehrfach wegen Drogen vorbestraft. Ermittlerin Bäumler-Hösl: „Eine legale Herkunft des Geldes konnte aufgrund dieser Umstände ausgeschlossen werden.“ Folge: Ein Richter ließ das Geld einziehen.

Der Gucci-Gauner: Vor Weihnachten 2023 nahmen Beamte einen gesuchten Münchner (18) fest. Der arbeitslose Schüler war den Polizisten bekannt, weil er teure Klamotten (Gucci, Louis Vuitton, Nike, Armani) trägt. In seinem Rucksack fanden die Beamten 4300 Euro, versteckt in einem Handschuh. Hildegard Bäumler-Hösl: „Er behauptete, ein Onkel, dessen Namen er nicht nennen wolle, habe ihm das Geld gegeben.“ Das Geld wurde schließlich konfisziert.

Die Friedhofsbande: Anfang 2024 passierte eine Streife im Münchner Osten zwei Jugendliche – die flüchteten auf einen Friedhof. Nach einer kurzen Verfolgung kam raus: Ein 15-Jähriger hatte 2100 Euro in bar dabei. Bäumler-Hösl: „Er gab an, es handle sich um angespartes Taschengeld“ – angeblich für Schuhe. Doch davon wussten die Eltern nichts. Weg das Geld!

Nach Meinung der Leitenden Oberstaatsanwältin Hildegard Bäumler-Hösl ist die neue Strategie ein voller Erfolg: „Insbesondere in den vergangenen Jahren hatten sich in München vor allem in sozialen Brennpunkten verschiedene Jugendgangs in wechselnder Zusammensetzung gebildet, aus denen heraus immer wieder massive Straftaten begangen werden, beispielsweise Verbrechen wie Raub und räuberische Erpressung.“ Der neue Ansatz: Die Gangs sollen „finanziell ausgetrocknet“ werden. Denn jetzt gilt: Wenn Bargeldbeträge nicht zu den Vermögensverhältnissen passen, werden sie laut Bäumler-Hösl wegen Verdachts der Geldwäsche beschlagnahmt. Es genüge dabei „die Überzeugung, dass das Geld aus irgendeiner rechtswidrigen Tat herrührt“.

Bäumler-Hösl: „Die Polizei bewertet das Vorgehen der ZKV in diesen Fällen als äußerst effektiv. Es spricht sich herum bei den Jugendlichen, dass aufgrund des konzertierten Vorgehens von Polizei, Staatsanwaltschaft und Generalstaatsanwaltschaft die Gefahr besteht, dass die Profite aus ,Geschäften‘ wegfallen.“
T. GAUTIER

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