Der Kranausleger krachte auf Häuser an der Rauchstraße. Die Dachgeschosswohnungen sind unbewohnbar. © Gaulke/Taukert
Robert S. kam mit dem Schrecken davon. © Heichele
Die Unglücksstelle liegt im Stadtbezirk Bogenhausen, im Nordosten der Stadt.
Großeinsatz am Samstag in Bogenhausen: Die Ismaninger Straße war dafür stundenlang gesperrt. © Vifogra/Paul
Ein Blick nach oben, der fallende Kran. Jetzt ist klar, dass alles ganz schnell gehen muss: Und Robert S. macht in diesen Moment das einzig Richtige: Er schaut, dass er möglichst schnell wegkommt. „Das war schon völlig wild“, sagt der Bogenhauser über die unfassbaren Momente am Samstagnachmittag. Hinter dem 42-Jährigen ist nicht nur ein 40 Meter hoher Baukran umgestürzt. Während die tonnenschweren Gewichte in die Gebäude an der Rauchstraße krachen, schwankt der riesige Ausläufer und droht auf die Straße zu fallen. Womöglich genau dorthin, wo die Nachbarn gerade stehen. Mit lauten Rufen laufen alle instinktiv auseinander. Und haben großes Glück: Der Ausleger wird erst von dem Mehrfamilienhaus gestoppt, in dem Robert S. lebt. Dann landet ein Teil des tonnenschweren Stahls auf dem Nachbargrundstück. „Einfach nur irre“, fasst der Münchner das Erlebte zusammen.
Es regnet an diesem Nachmittag in Strömen, als das Schicksal gegen 14.30 Uhr an der Rauchstraße seinen Lauf nimmt. Robert S. hat sich gerade einen Kaffee gemacht und schaut aus dem Fenster. Da bemerkt er, dass mit dem riesigen Kran im benachbarten Innenhof etwas nicht stimmt. „Der stand total schief.“ Der 42-Jährige läuft aus dem Mehrfamilienhaus und trifft unten auf einen Nachbarn, der schon den Notruf gewählt hat. Gemeinsam gehen sie zurück ins Haus und klingeln die anderen Mieter aus ihren Wohnungen. Als Feuerwehr und Rettungskräfte kurz darauf an der Ecke Ismaninger Straße eintreffen, hat sich die Situation schon zugespitzt. Sofort werden die umliegenden Straßen gesperrt und die dortige Tramlinie unterbrochen. Während Experten die Gefahrenstelle gerade begutachten, passiert es dann: Das 40-Meter-Ungetüm kippt tatsächlich um. „Etwa acht Tonnen Betongewichte verwüsteten dabei eine Dachgeschosswohnung komplett und beschädigten darunterliegende Decken und Wände“, teilt die Feuerwehr mit. Auch im Nebenhaus erwischt es die Dachgeschosswohnung. Überall Stahl, Trümmer und Schutt.
Das Kommissariat 13 der Polizei hat die Ermittlungen übernommen und muss nun klären, was zu dem Unglück geführt hat. War der Boden nach dem anhaltenden Starkregen nicht mehr tragfähig? Oder war der Wind im Dauerregen zu stark? Fragen, denen jetzt die Gutachter nachgehen werden. Unklar ist bislang auch noch die Höhe des entstandenen Schadens. Aber viel wichtiger als all die Zahlen ist eine Tatsache, die angesichts der Zerstörung nicht selbstverständlich ist. Keiner der Nachbarn wurde bei dem schweren Unfall verletzt. Alle sind wohlauf.
ULI HEICHELE,
NADJA HOFFMANN