U-Bahn-Kollaps nach der Champions-League-Gala

von Redaktion

Nach der 9:2-Sieg gegen Dinamo Zagreb sorgen eine liegengebliebene Bahn und ein Parkhaus-Stau für Chaos

In der ausverkauften Allianz Arena herrschte nach dem 9:2-Sieg des FC Bayern eitel Sonnenschein. Auf dem Nachhauseweg kam es zu tumultartigen Szenen, als Stadionbesucher die U-Bahn auf freier Strecke verließen (Foto re.). © M.i.S./Bernd Feil

Was für ein Jubel! Und was für ein Ärger! Für zigtausende Fans des FC Bayern, die am Dienstagabend das rauschhafte 9:2 gegen Zagreb in der Allianz Arena verfolgt hatten, geriet die anschließende Heimfahrt zum Debakel. Entweder, weil sie mit dem Auto ewig im Stau standen – oder weil sie in der U-Bahn feststeckten. Das Spiel endete kurz vor 23 Uhr, trotzdem konnte von Glück sagen, wer vor 1 Uhr daheim war. Mit Wohnsitz im Münchner Stadtgebiet, wohlgemerkt.

Es war ein Rekordsieg, den die Bayern zum Auftakt in die Champions-League-Saison in der ausverkauften Arena eingefahren hatten. Doch die Gala vor 75 000 Zuschauern hatte für Fans beider Mannschaften, die gegen 0.20 Uhr in einer U6 Richtung Innenstadt eingepfercht waren, ein böses Nachspiel. Wegen einer Türstörung an einem vorausfahrenden Zug musste die U6 auf freier Strecke zwischen Kieferngarten und Freimann anhalten.

Im Gedränge brach dann Chaos aus. Ein Mann, der mit seinem Sohn in der U-Bahn war, spricht von Panik: Die Luft sei so schlecht gewesen, dass man „kaum atmen“ hätte können. Unfassbar: Einige Fahrgäste hatten angefangen, im Zug zu rauchen. Der Vater war froh, „da heil herausgekommen zu sein“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Etwa 30 Minuten lang sei der Zug auf offener Strecke gestanden. „Zum Glück hat jemand eine Tür aufbekommen, um Luft zu bekommen.“ Die Tür war wohl jedoch defekt, woraufhin die Fahrerin sie wieder geschlossen und den Zug ausgeschaltet habe. „In diesen gefühlten fünf Minuten kam gar keine Luft mehr – und es war total kritisch. Ich habe den SOS-Knopf gedrückt, und keiner hat sich gemeldet.“ Ob und wie die U-Bahnfahrerin reagiert hat, war gestern nicht bekannt. Ein MVG-Sprecher sagt, dass Details gerade geklärt würden.

Bekannt ist aber, was in der Folge passierte: Fahrgäste sprangen auf freier Strecke auf die Gleise – verbotenerweise. Die Polizei berichtet: „Durch bislang unbekannte Personen wurde die Notverriegelung deaktiviert und die Türen geöffnet. Einige Fahrgäste verließen den Zug und liefen über den Gleisbereich.“ Der Vater, der mit seinem Sohn unterwegs war, berichtet, dass Menschen über eine Mauer gesprungen und ins angrenzende Wohngebiet gegangen seien – einige seien mit Taxis weitergefahren. Berichten zufolge versuchten manche Gestrandete, Autos anzuhalten, die zuvor in den Parkhäusern der Arena geparkt hatten und jetzt nach dem Spiel im Stau standen. Sie klopften sogar an die Pkw-Fenster. Der Verkehrskollaps war komplett – eine Steigerung zu normalen Spieltagen ohne U-Bahn-Ausfall. Auf ihrer Website teilt die Allianz-Arena GmbH mit, dass man nach Bayern-Spielen mit Wartezeiten von bis zu zweieinhalb Stunden rechnen muss, bis die über 10 000 Autos aus den Parkhäusern raus sind.

Und die Leute, die in der U-Bahn geblieben waren? Für sie hatte die Aktion der Gleis-Kletterer gravierende Folgen. Von der Polizei heißt es: „Die Weiterfahrt des Zuges war nicht mehr möglich, da für die U-Bahnfahrerin nicht erkennbar war, ob sich Personen auf dem Gleis aufhalten. Aus Sicherheitsgründen wurde letztendlich eine Notabschaltung des Fahrstromes im gesamten Gleisbereich durchgeführt.“ Eineinhalb Stunden lang ging nichts.

Polizei und Feuerwehr fanden mehrere Personen im Gleisbereich. Sie seien zur Studentenstadt gebracht worden. Die Polizei ermittelt wegen des Missbrauchs von Nothilfeeinrichtungen. Die Fans, die noch in Fröttmaning standen, wurden mit Bussen zur Studentenstadt gebracht.
D. POHL, L. SAUTER-ORENGO

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