In der Liebes-Falle

von Redaktion

Tinder-Schwindler zockt 185 000 Euro bei Frauen ab

Susanne P. (30) verlor 140 000 Euro. © SIGI JANTZ

Der Angeklagte Dominik S. gestern vor Gericht. Er umgarnte Frauen und brachte sie um ihr Geld. © SIGI JANTZ

Er versprach ihnen die große Liebe – doch er wollte nur ihr Geld: Dominik S. zockte bei zwei Frauen insgesamt 185 000 Euro ab. Der 38-Jährige ist ein Tinder-Schwindler. Am Landgericht wird ihm seit gestern der Prozess gemacht – die Taten räumt er grundsätzlich ein. Und präsentiert eine schier unglaubliche Geschichte.

Über das Dating-Portal hatte S. die Frauen kennengelernt und sich ihr Vertrauen erschlichen. Im Rausch der Romantik schwärmte er ihnen von großen Investments vor, bei denen sie angeblich reich werden könnten. In Wahrheit war S. kurz zuvor aus dem Knast geflohen. Und suchte in München nach wohlhabenden Opfern …

In Schwabing hatte der Betrüger Erfolg: Mitte 2022 lernte er Susanne P. (30, Name geändert) kennen, die in einer Dachgeschosswohnung wohnte. „Sie hatte teure Handtaschen und lebte auf großem Fuß. Wir waren in der Maximilianstraße shoppen“, erzählt Dominik S. Mehrfach täglich lenkte er das Gespräch auf Finanzen und Geldanlage. Laut Staatsanwaltschaft gab S. sich als reicher Unternehmer aus, der Villen in der Schweiz sowie Firmenanteile besaß und mit Milliardären verkehre. Mit seinen Kontakten könne er helfen, angelegtes Geld zu verdoppeln.

„Die Voraussetzung war: Ich durfte keine Fragen stellen“, sagt Susanne P. Darauf ließ sie sich ein und übergab dem gelernten Zimmermann insgesamt 140 000 Euro in bar – nur etwa drei Wochen nach dem Kennenlernen. Rund 80 000 Euro hatte sie bei sich zu Hause. „In einer Schuhschachtel“, wie sie sagt. Den Rest lieh sie sich von ihrer Mutter für den vermeintlichen Mega-Deal. Doch ihr Geld sah die 30-Jährige nie wieder.

„Mein Leben war danach kaputt“, sagt sie. „Finanziell und seelisch war ich am Ende, konnte niemandem mehr vertrauen außer meiner Mutter. Ich habe mich geschämt, dass ich auf so eine Masche hereingefallen bin.“ Vor Gericht trifft sie den Liebesbetrüger wieder und sagt rund eine Stunde lang mutig gegen ihn aus. Dominik S. dagegen entschuldigt sich nicht mal. „Sie hat nie gesagt, dass das ihr letztes Geld sei. Sie behauptete mir gegenüber, sie brauche das Geld nicht und würde es gerne anlegen.“

S. auf der Anklagebank, deutlicher Bauchansatz, das schüttere Haar nach hinten gegelt. Die Geschichte, die hier verhandelt wird, zeigt: Dieser Mann wusste Frauen zu umgarnen. Auch Carina B. (40, Name geändert) tappte in die Liebesfalle. Nach ähnlichem Muster übergab sie 45 000 Euro an S. Kurios: Er wohnte abwechselnd bei beiden Frauen. „Das war meine Alternative zum Hotel. Ich war ja auf der Flucht“, sagt er. Doch als Carina B. in seinem Handy Nachrichten von Susanne P. sah, rief sie diese an – beide zeigten den Betrüger dann bei der Polizei an, die Dominik S. im Herbst 2022 festnahm.

„Verliebt war ich in keine der beiden, aber ich habe ihnen Gefühle vorgespielt“, sagt er vor Gericht. Dort wird auch sein Lebenslauf erklärt: Mit 18 erster Jugendarrest, mit 22 die erste Verhaftung. Danach saß Dominik S. mehrfach wegen Betrugs im Knast. „Ich bin haftmüde, die Freiheit fehlt mir“, sagt er rotzfrech. „Haben Sie denn auch legale Pläne für die Zukunft?“, will Richterin Susanne Blaschke wissen. Antwort: keine. Denn S. sitzt noch zwei Jahre seine alte Strafe ab – jetzt droht neue Haft. Das Urteil soll am Montag fallen.
ANDREAS THIEME

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