Schluss mit der Dauerbaustelle

von Redaktion

Nach sieben Jahren Umbau im Herzen der Stadt ist der U-Bahnhof Sendlinger Tor fertig

Das Sperrengeschoss am U-Bahnhof Sendlinger Tor ist neu hergerichtet worden, auch die Verkehrssituation an der Oberfläche (re.) hat sich verbessert. © astrid Schmidhuber (2), sigi Jantz

Große Eröffnung mit (v.l.) Ingo Wortmann, Jeanne-Marie Ehbauer, Verena Dietl und Georg Dunkel.

Und plötzlich kam die Polizei. Als Mitarbeiter seines Mobilitätsreferates in den frühen Morgenstunden, gekleidet in gelbe Warnwesten, wegen der Baustelle am Sendlinger Tor die Straßenführung neu anordnen wollten, tauchten die Beamten auf und wollten die Arbeiter festnehmen. „Sie dachten, es wären Klima-Kleber“, sagt Mobilitätsreferent Georg Dunkel und muss schmunzeln. Am Ende ist dann alles gut gegangen. Das gilt auch für die Dauerbaustelle im Herzen der Stadt.

Nach sieben nervigen Jahren des Um- und Neubaus haben Dunkel, Bürgermeisterin Verena Dietl, Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer und der Chef der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), Ingo Wortmann, am Freitag den U-Bahnhof Sendlinger Tor offiziell wiedereröffnet. Unten und oben. Denn auch an der Oberfläche hat sich einiges verändert, es gibt mehr Bäume, breitere Radwege, neues Pflaster. „Ein Kraftakt“, sagte Wortmann. „Weil der Umbau unter rollendem Rad erfolgte.“ Im laufenden Betrieb also.

Der Umbau war notwendig – auch aus Altersgründen. Der erste Bahnsteig war am 19. Oktober 1971 eingeweiht worden. Heute fahren dort die Linien U3 und U6. Genau neun Jahre später nahm der darunterliegende Bahnsteig (U1 und U2) den Betrieb auf. Und: Einst war das Bauwerk für 50 000 Menschen am Tag geplant, aktuell steigen knapp 200 000 Fahrgäste täglich ein und aus.

Konsequenterweise ist die Kapazität des Bahnhofs durch den Umbau erhöht worden. Es gibt zwei neue Bauwerke: Der direkte Zugang von der Bahnsteigebene der U1 und U2 zum Zwischengeschoss wurde 2020 eröffnet. Das neue Zugangsgebäude, das die Oberfläche an der Blumenstraße mit der U1/U2-Ebene verbindet, geht jetzt in Betrieb. Durch den Rückbau von Betriebsräumen und eine neue Anordnung der Treppen ist mehr Raum für die Fahrgäste frei geworden.

Modernisiert worden ist auch das Sperrengeschoss, überall strahlt es in frischen Farben. Die sind analog zur Vorgängerversion gleich geblieben, die Ebene U1/U2 ist in Gelb gehalten, die U3/U6-Ebene in Blau. Das Zwischengeschoss ist schwarz ausgekleidet und wird von runden LED-Leuchtscheiben erhellt.

Darüber hinaus sind Platz und Bahnhof barrierefrei gestaltet. Die Bahnsteige sind fünf Zentimeter höher als vor dem Umbau, wodurch mobilitätseingeschränkte Fahrgäste mit geringem Höhenunterschied ein- und aussteigen können. „Außerdem gibt ein Leitsystem für Blinde,“ sagte Baureferentin Ehbauer.

Neu ist auch: Die beiden Fahrstühle, die den Steig U1/U2 mit dem Zwischengeschoss verbinden, fahren jetzt auch bis zur Oberfläche. Mit der Fertigstellung des Aufgangs an der Blumenstraße geht ein neuer, sechster Aufzug zur U1/U2 in Betrieb. „Es funktioniert alles, alle können durchatmen“, sagte Dietl. So ganz fertig ist der Bahnhof aber noch nicht. An der ein oder anderen Stelle fehlt noch die Wandverkleidung. Und das Schild für die U1/U2 sei „schadhaft angekommen“, sagte Wortmann. Das werde aber noch angebracht. Falls nicht, dann wäre es zumindest eine nette Anekdote.
SASCHA KAROWSKI

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