Steht gern in der Backstube: Sebastian Brücklmaier ist bei jeder Arbeit mit Herzblut dabei. © Martin Hangen
Fordert einen Abbau der Bürokratie: Reinhard Lachner ist Chef der familieneigenen Baufirma. © Markus Götzfried
Extravagante Handwerkskunst: Die Hutmacherin Christine Halbig ist mit Leib und Seele Modistin. Ihr Geschäft an der Theatinerstraße läuft gut, sagt sie. © Martin Hangen
„Zeit, zu machen“: Das ist das Motto des bundesweiten Tags des Handwerks, der am Samstag gefeiert wird. Die Macher – ohne sie ginge es nicht, betont der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH): „Handwerk ist mehr als ein Job, es ist eine Haltung.“ Bundesweit gebe es eine Million Betriebe und 5,6 Millionen Handwerker. Unsere Zeitung hat mit drei Münchner Unternehmern gesprochen.
Der Häuslebauer
Reinhard Lachner führt bereits in dritter Generation die Vitus Lachner Bauunternehmung GmbH, bald übernimmt der Junior. Seit 1910 baut und saniert das Unternehmen Häuser in München. Die Branche habe schon rosigere Zeiten gesehen: „Die Baukosten sind hoch – und sie steigen auch durch behördliche Vorgaben weiter.“ Noch ein Problem: die hohen Zinsen. „Viele Bürger können sich das Eigenheim nicht mehr leisten! Diese Aufträge brechen weg.“ Von städtischen Großprojekten wie Sozialwohnungen bekomme sein Unternehmen nichts ab: „Davon profitieren nur die Bauriesen. Kleine Familienunternehmen fallen da hinten runter.“
Auch der Fachkräftemangel sei ein Problem: „Der Bau ist zu Unrecht das Paradebeispiel für körperlich schwere Arbeit. Das will heute niemand mehr machen, auch wenn es gute technische Hilfsmittel gibt.“ An die Politik hat Lachner klare Forderungen: „Vereinfachung der Bauvorschriften und Bürokratie-Abbau. Sonst wird es für die kleinen Unternehmen schwierig“.
Der Bäckermeister
Für Sebastian Brücklmaier war nicht immer klar, ob er den elterlichen Betrieb übernehmen soll. Jetzt aber ist er mit Herzblut dabei: „Das Schönste ist, dass ich jeden Tag sehe, was ich selbst hergestellt habe. Alle Semmeln, Brezn und Brote sind das Ergebnis meiner Arbeit.“
Seit 1883 backt die Familie Brücklmaier in ihrem Stammhaus in Perlach. „Man sieht: Bäcker ist ein krisenfester Job“. Klar gibt der Bäcker zu: „Ich würde lügen, wenn ich sage, dass der Fachkräftemangel uns nicht betrifft, mein Credo lautet aber: Ich muss das Beste draus machen.“ Was ihn ärgert: „Die Bürokratie ist der Wahnsinn. Für einen industriellen Bäcker ist das vielleicht machbar, aber wir drehen durch.“
Seinen Beruf liebt Brücklmaier trotzdem: „Wenn ich sehe, wie wir die Leute mit unseren guten und regionalen Produkten begeistern können, lohnt sich der Aufwand.“
Die Hutmacherin
Erst mit 30 machte Christine Halbig (56), ehemalige Krankenschwester, eine Ausbildung zur Modistin. Vor 20 Jahren eröffnete sie ihren Hut-Laden mit Werkstatt an der Theatinerstraße. „Wir stellen alles her, was man sich auf den Kopf setzen kann.“ Ihr Geschäft laufe gut: „Der Sinn fürs Schöne ist noch da und bei vielen auch das nötige Kleingeld!“ Gerade in München gebe es die Klientel für hochwertige Mode.
Extravagante Beispiele für Halbigs Handwerkskunst finden sich in ihrem Schaufenster. Pünktlich zur Wiesn gibt‘s eine eigene Kollektion: Fascinators aus Korbgeflecht und Federn – passend zum Dirndl. Nachwuchsmangel? Im Modegeschäft Fehlanzeige. „Junge Leute haben Lust, mit den Händen zu arbeiten und kreativ zu sein. Sie stehen gerne im direkten Kontakt mit Kunden.“
Und die Politik? Das leidige Thema Vorschriften ärgert Halbig: „Die sollten uns mal machen lassen und nicht ständig mit neuen Regeln übergießen.“
C. FORST, K. LEHMBERG