Stephan Pilsinger (CSU). © Markus Götzfried
Polizisten am Hauptbahnhof. Hier haben die Beamten besonders viele Einsätze. © Jens Hartmann
Szenen wie aus einem Gangster-Film: Jugendliche werden von einer Gruppe Männer mit einem Messer attackiert. Ein 52-Jähriger wird brutal zusammengeschlagen. Andere Jugendliche werden in der Nähe eines Fitnessstudios ausgeraubt. Das alles passierte allein an einem Tag am Pasinger Bahnhof. Neujahr 2023 war das. Und es wird nicht besser. Denn: An vielen Bahnhöfen verzeichnet die Bundespolizei immer mehr Straftaten. Das geht aus einer Antwort auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Stephan Pilsinger (CSU) hervor. Demnach gab es beispielsweise am Pasinger Bahnhof in den ersten Monaten dieses Jahres bereits 81 Vorfälle. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2023 waren es 139 Straftaten. Am S-Bahnhof Rosenheimer Platz sind es 23 Polizeieinsätze zwischen Januar und Juli 2024 und damit bereits in diesem Zeitraum schon mehr als im ganzen Vorjahr. Und auch am Marienplatz gab es schon 25 Straftaten, im Jahr 2023 waren es 32.
Insgesamt zählten die Beamten zwischen Januar und Juli 2376 Straftaten an allen Münchner Bahnhöfen und S-Bahn-Haltestellen. Damit liegen die Zahlen auf einem vergleichbar hohen Niveau wie 2023 mit 4796 Straftaten im ganzen Jahr. Auch am Hauptbahnhof und am Ostbahnhof bleiben die Zahlen wohl vergleichbar. Am Hauptbahnhof verzeichneten die Polizisten 1811 Delikte (2023: 3562), am Ostbahnhof 285 (2023: 523).
Für Pilsinger sind die Zahlen alarmierend: „Die anhaltend hohe Kriminalität an den Bahnhöfen Münchens ist nicht nur ein regionales Problem, sondern ein Symptom einer verfehlten Sicherheitspolitik der Bundesregierung“, sagte der Abgeordnete. „Die Statistik gerade am Bahnhof Pasing und am Hauptbahnhof zeigt, dass es Handlungsbedarf gibt. Die Bürger müssen sich wieder sicher fühlen können, auch dann, wenn sie nachts mit der Bahn fahren müssen.“
Christian K. (39) teilt die Einschätzung. Er arbeitet seit fünf Jahren in einem Geschäft im Bahnhof Pasing. „Es wird immer schlimmer. Vor allem in den Ferien lungern hier Gruppen von Jugendlichen herum, und man wird auch schon mal angepöbelt.“ Die Polizeipräsenz habe sich erhöht. Die Polizei zerschlage die Gruppen oft, um Eskalationen zu vermeiden. Angst habe er keine, sagt er, „aber viele Jugendliche werden immer frecher, sie haben keinen Respekt mehr“.
Unsicherheit spüren aber auch Jüngere. Szenenwechsel: Hauptbahnhof. „Gerade jetzt zur Wiesn-Zeit fühle ich mich nicht wohl, über den Bahnhof zu laufen“, sagt Lilian Schneider (20) aus Landshut, die jetzt für ihr Studium nach München zieht. Den Hauptbahnhof meidet sie, so gut es geht. Vor allem nachts. „Wenn wir in München feiern waren, habe ich immer geschaut, dass ich nicht nachts am Hauptbahnhof warten muss.“
Klara Horn (78) aus Neuperlach steigt regelmäßig am Ostbahnhof um. „Mir ist in all den Jahren noch nie was passiert. Ich fühle mich sicher“, so die Rentnerin. Und für den Fall, dass doch mal was ist, hat sie vorgesorgt. Mit einem Selbstverteidigungskurs für Senioren. „Für den Ernstfall“, sagt sie.
SKA, DAP, RST