S-Bahn-Chaos: Folienballon war schuld

von Redaktion

Wiesn-Besucher und andere Reisende kamen am Abend am Hauptbahnhof nicht mehr vom Fleck. © Markus Götzfried

Kleine Ursache, große Wirkung. Ein Folienballon, der sich in der Oberleitung verfing, ist nach Angaben der Bundespolizei der Auslöser für das S-Bahn-Chaos von Sonntagabend. Dies hätten S-Bahn-Techniker festgestellt, hieß es. Begonnen hatte das Drama, wie in einem Teil unserer Auflage berichtet, kurz nach 18 Uhr. Mit einem lauten Knall riss zwischen Hauptbahnhof und Hackerbrücke die Oberleitung ab und fiel auf eine stadtauswärts fahrende S3. Die blieb liegen, 300 Fahrgäste konnten erst nach über einer Stunde evakuiert werden, wie die Bundespolizei am Abend berichtete. „Aufgrund der unklaren Lage wurden die Bahnsteige beider Haltestellen durch Kräfte der Bundespolizei geräumt und der Zugverkehr eingestellt.“ Tausende Wiesn-Besucher mussten selbst schauen, wie sie heimkommen.

Auch zwei weitere S-Bahnen blieben im Tunnel stecken. „Durch die Streckensperrung und den damit verbundenen Stromausfall blieben zwei weitere S-Bahnen im Stammstreckentunnel stehen, eine kurz vor der Haltestelle Isartor und eine kurz vor der Haltestelle Karlsplatz (Stachus) mit jeweils ca. 150 Fahrgästen. Auch diese Personen konnten durch die Berufsfeuerwehr München und die Bundespolizei erfolgreich evakuiert werden.“

Bis zum Betriebsschluss war der S-Bahn-Verkehr stark eingeschränkt. Wer sich auskannte, konnte zum Beispiel einen Regionalzug ab Starnberger Flügelbahnhof nutzen und sich bis Pasing durchschlagen. Richtung Ostbahnhof blieb die U5 als letzter „Notnagel“. Die Abschlussmeldung kam erst am Montagmorgen um 2.15 Uhr: Da erst konnte die S-Bahn München via Streckenagent berichten, dass die Reparaturarbeiten an der Oberleitung abgeschlossen seien. Der Verkehr am Morgen rollte freilich noch mit Verzögerungen und Ausfällen an.

Bundespolizei und Deutsche Bahn weisen ausdrücklich darauf hin, dass das Mitführen von folienbeschichteten Ballons in S-Bahnen und Stationen, insbesondere im Bereich der S-Bahn-Stammstrecke, verboten ist. Auch in den S-Bahnen wird das regelmäßig durchgesagt. Woher der Ballon stammt, ist unklar. Wie die Sprecherin der Schausteller, Yvonne Heckl, gegenüber unserer Zeitung betonte, ist der Verkauf von Folienballons auf der Wiesn seit bestimmt 20 Jahren untersagt. Das sei auch in den Betriebsvorschriften so festgehalten. Der fragliche Ballon habe aber sicherlich „Wiesn-Bezug“, da zahlreiche Locations im Umfeld des Oktoberfests sie gerne als Dekoartikel für ihre After-Wiesn-Partys verwenden.
DIRK WALTER

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