Mediziner Dr. Markus Frühwein. © Schlaf, Panthermedia
Die Nase läuft, der Hals tut weh: Viele Münchner leiden derzeit unter Erkältungssymptomen. © Kniel Synnatzschke/Westend61/Imago
Ausg‘schunkelt is. Kaum ist die Wiesn vorbei, husten und keuchen die Münchner. Ja, das Oktoberfest mit seinen vielen oft dicht gedrängten Besuchern aus aller Welt ist auch eine Erregerbörse. Eine Krankheitswelle schwappt durch die Isarmetropole. Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) ist erkrankt, an Corona. Genau wie Bürgermeister Dominik Krause (Grüne), den hat’s ebenfalls erwischt. Covid spielt eine große Rolle – und das war sogar schon vor dem Wiesn-Start so, sagt der Münchner Arzt und Tropenmediziner Dr. Markus Frühwein. Im Interview erklärt er die aktuelle Lage und wie man sich schützt.
Herr Frühwein, halb München scheint krank zu sein. Stehen wir am Anfang einer Welle?
Genau so kann man das sagen: Viele Menschen in München sind krank. Und die Welle rollt schon länger. Corona spielt dabei eine ganz große Rolle. Die Infektionszahlen haben übrigens schon ein, zwei Wochen vor dem Oktoberfest rasant zugenommen, auch bei jüngeren Menschen. Aber schwere Verläufe kommen nicht häufig vor.
Was ist der Grund für den Anstieg an Corona-Infizierten?
Ich dachte aus Erfahrungen der letzten Jahre, der Anstieg kommt später. Vermutlich ist aktuell eine besonders ansteckende Variante im Umlauf.
Welche Rolle spielt die Wiesn bei der Krankheitswelle?
Es wird sich in den kommenden Tagen zeigen, inwiefern die Wiesn die Verbreitung verschiedener Erreger beschleunigt. Aber ich gehe von vielen Erkrankten und vollen Praxen in der nächsten Zeit aus.
Wie voll ist Ihre Praxis?
Es ist gut was los – und es kommen wahrscheinlich bald noch mehr Patienten.
Welche Erreger sind im Umlauf?
Vor allem Corona- und Rhinoviren, die verantwortlich für Erkältungen sind. Influenza spielt noch keine Rolle, die Grippewelle erreicht ihre Höhepunkte meist im Dezember und Februar bis März.
Wie viele Münchner sind krank?
Dazu gibt es keine zuverlässigen Zahlen.
Welche Regeln gelten, wenn man Corona hat?
Es gibt keine Regeln mehr. Ich denke, die Menschen sollten aus der Vergangenheit gelernt haben – zum Beispiel, dass man sich bei Krankheit von anderen fernhält. Und ich habe auch den Eindruck, dass die Leute vorsichtiger sind. Wer krank ist, kann außerdem um eine Videosprechstunde beim Arzt bitten, dann muss man sich nicht in die Praxis schleppen.
Wie zuverlässig schlagen die Selbsttests für daheim an?
Natürlich hat man keine hundertprozentige Garantie auf ein zuverlässiges Ergebnis, aber die Tests funktionieren gut.
Was raten Sie, damit man gesund bleibt?
Einen gesunden Lebensstil pflegen mit ausreichend Schlaf, gesunder Ernährung und regelmäßiger Bewegung. Abstand zu anderen Menschen halten verringert außerdem das Ansteckungsrisiko. Ich bin kein Fan von Vitamin-Infusionen oder Ähnlichem, für deren Wirksamkeit gibt es keinen Nachweis.
INTERVIEW:
REGINA MITTERMEIER